Schwache Konjunktur trübt Ausblick von Infineon
Schwache Konjunktur trübt Ausblick von Infineon
Prognose des Vorstands für 2025 liegt deutlich unter den Erwartungen der Analysten – Anleger goutieren aber überraschend solides Quartal
sck München
Die schwache Konjunktur in China und in Teilen Westeuropas setzt Infineon zu. Nach einem soliden zurückliegenden Quartal und damit zugleich abschließenden Dreimonatsabschnitt für das Geschäftsjahr 2024 (30. September) zeichnete Vorstandschef Jochen Hanebeck zur Bilanzvorlage ein trübes Bild für den angelaufenen 12-Monats-Zeitraum 2025. „Aktuell bieten unsere Endmärkte, mit der Ausnahme von künstlicher Intelligenz, kaum Wachstumsimpulse. Die zyklische Erholung verzögert sich“, sagte er.
Der Abbau erhöhter Lagerbestände bei Deutschlands größtem Halbleiterproduzenten dauert dem CEO zufolge an. „Die Sicht auf die Nachfrageentwicklung über ein, zwei Quartale hinaus wird durch kurzfristiges Bestellverhalten und Bestandsabbau getrübt.“ Daher stellt sich das Management des Konzerns 2025 auf einen „verhaltenen Geschäftsverlauf“ ein. Zuvor beschloss die Geschäftsführung Einsparungen, darunter Stellenstreichungen, um sich gegen die Folgen eines nachlassenden Neugeschäfts zu wappnen.
Ursprünglich zu optimistisch
Ursprünglich erwartete der Vorstand, dass im kommenden Jahr das zyklische Tief beendet ist und die Branche in einen neuen Aufschwung übergeht. Dies erweist sich nun als zu optimistisch.
Im Detail rechnet der Vorstand im neuen Geschäftsjahr mit einem „leicht rückläufigen“ Konzernumsatz. Das entspricht in etwa einem Erlösminus von bis zu 5%. Damit läge das Unternehmen bei rund 14,2 Mrd. Euro. Für die Autosparte, dem größten operativen Konzernbereich, erwartet Infineon ebenfalls einen „leichten“ Umsatzschwund, während die Führungsspitze für das deutlich kleinere Segment Antriebstechnologien (Green Industrial Power) einen „stärkeren“ Rückgang prognostiziert, also ein Minus von mindestens 10%. Diese Entwicklung dämpft die Marge. So stellt Infineon nur eine operative Umsatzrendite im „mittleren Zehnerprozentbereich“, also rund 15%, in Aussicht. Das entspricht einem operativen Konzernergebnis (Segmentergebnis) von 2,1 Mrd. Euro.
Aktie gewinnt 1,8 Prozent
Mit seiner Prognose liegt der Vorstand deutlich unter den Schätzungen von Analysten. Diese rechneten bislang für 2025 im Schnitt mit einem Umsatzzuwachs von 5% auf 15,7 Mrd. Euro. Beim operativen Konzernergebnis gingen sie zuletzt von 3,3 Mrd. Euro aus, was eine Marge von 20,7% bedeutet hätte.
Trotz dieses verhaltenen Ausblicks griffen die Anleger nach der Infineon-Aktie. Im Xetrahandel gewann das Papier zeitweise 6,4% auf 31,65 Euro. Seit Jahresbeginn verlor das Papier allerdings 15%. Infineon gehört damit zu den schwächsten Werten im Dax. Für 2024 schlägt der Vorstand eine gleich bleibende Dividende je Aktie von 0,35 Euro vor. Bei einem in 1,3 Milliarden Anteilscheinen unterteilten Grundkapital entspricht das einer Ausschüttungssumme von konstanten 455 Mill. Euro. Aufgrund des deutlich geringeren Konzernüberschusses erhöht sich die Ausschüttungsquote auf nahezu 35% nach 15% ein Jahr zuvor.
Autogeschäft steuert zwei Drittel zum Konzerngewinn bei
Zum jüngsten Kursplus könnte das gute zurückliegende Sommerquartal beigetragen haben. Infineon übererfüllte die Markterwartungen. Der Konzern steigerte den Umsatz gegenüber dem Vorquartal um 6% auf 3,9 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis legte überproportional um 13% auf 832 Mill. Euro zu. Die Marge verbesserte sich um 1,4 Prozentpunkte auf 21,2%. Grund hierfür waren Erlös- und Gewinnzuwächse in allen operativen Geschäftsfeldern. Mit 2,2 Mrd. Euro machte die Autosparte 55% der gesamten Konzernerlöse aus. Der größte Konzernbereich steuerte den Angaben zufolge mit 551 Mill. Euro zwei Drittel zum operativen Konzerngewinn bei.
Infineon profitiert von ihrer breiten Aufstellung im Autogeschäft. Der weltweite Marktführer im Bereich Leistungshalbleiter für Autofahr-Sensorik beliefert sowohl die westeuropäische Autoindustrie als auch die chinesische. Aufgrund einer straffen staatlichen Förderung von Elektrofahrzeugen in Peking erlebt Letztere einen Boom in diesem Antriebssegment, während in Deutschland die Nachfrage nach diesen modernen Technologien spürbar nachlässt.
Marge fällt unter Langfristziel zurück
Im vergangenen Jahr erreichte Infineon einen Konzernumsatz von knapp 15 Mrd. Euro. Das war ein Minus von 8%. Das operative Konzernergebnis schwächte sich überproportional um 29% auf 3,1 Mrd. Euro ab. Die Marge fiel um 6,2 Punkte auf 20,8% zurück. Auf lange Sicht peilt Infineon 25% an. Der Konzern verdiente nach Steuern nur noch 1,3 Mrd. Euro. Das war ein Rückgang von 1,8 Mrd. Euro.
Für das neue Geschäftsjahr strebt der Vorstand Investitionen von 2,5 Mrd. Euro an. 2023 waren es 2,7 Mrd. Euro.
Das waren 9% weniger. Grund für die Senkung war ein gewachsener Spardruck aufgrund eines eingetrübten Geschäfts. Für den freien Cashflow (berichtet) steuert Infineon 2025 einen Wert von 900 Mill. Euro an. Im vergangenen Geschäftsjahr schrumpfte diese Liquiditätskennziffer auf 23 Mill. nach 1,2 Mrd. Euro im Jahr 2023.