Regierungswechsel in Washington

Trumps Amtsantritt schürt Ängste vor Handelskrieg

Die ersten konkreten Zolldrohungen gegen Mexiko und Kanada lassen vor allem bei VW die Alarmglocken schellen. Unterdessen setzt die EU auf Dialog mit einem "konstruktiven Ansatz".

Trumps Amtsantritt schürt Ängste vor Handelskrieg

Trumps Amtsantritt schürt Ängste vor Handelskrieg

VW in Sorge um Produktion in Mexiko – EU setzt auf „konstruktiven Ansatz“

ste/jh/fed/ku Frankfurt

Die ersten konkreten Zolldrohungen, die der neue US-Präsident Donald Trump bei seiner Amtseinführung für Einfuhren aus Mexiko und Kanada ausgesprochen hat, sorgen bei Europas größtem Autobauer Volkswagen für Unruhe. Der VW-Konzern bezeichnet die USA als „ein Kernelement unserer Wachstumsstrategie“. Der Fahrzeugbauer, der unter anderem auf Investitionen von jeweils 5 Mrd. Dollar in das Werk in Chattanooga/Tennessee und in ein Joint-Venture mit dem US-Elektrobauer Rivian verweist, will seine Marktanteile im weltweit zweitgrößten Automarkt steigern, auch um unabhängiger von China zu werden.

Europa soll wettbewerbsfähiger werden

2023 hatten die Wolfsburger rund 713.000 von weltweit 9,2 Millionen Fahrzeugen in den USA ausgeliefert, von denen neben Importen aus Europa jeweils rund ein Drittel in den USA und in Mexiko produziert wurden. Im mexikanischen Werk Puebla laufen die VW-Modelle Taos, Tiguan und Jetta vom Band, zudem produziert Audi im mexikanischen San José Chiapa das SUV Q5. In Kanada baut der VW-Konzern die größte seiner drei bislang geplanten Batteriefabriken.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) appelliert angesichts der drohenden Handelshemmnissse für die ohnehin strauchelnde Branche an die EU und die künftige Bundesregierung, den Standort Europa wettbewerbsfähiger zu machen. „Wirtschaftliche Stärke ist die beste Antwort auf die neuen Herausforderungen“, sagte Verbandspräsidentin Hildegard Müller und kritisierte: „Andere Länder machen eine aktive Industriepolitik, und Europa reguliert.“

EU will Eskalation vermeiden

Angesprochen auf mögliche Zölle auf US-Einfuhren aus Europa unterstrichen die EU-Kommission und mehrere EU-Finanzminister, einer Eskalation handelspolitischer Spannungen mit einem „konstruktiven Ansatz“ vorbeugen zu wollen. Bundesfinanzminister Jörg Kukies räumte ein, dass eine Exportnation wie Deutschland besonders unter Zöllen leiden würde. Auch er bekräftigte deshalb die Bereitschaft zur konstruktiven Zusammenarbeit mit der Trump-Administration. In Davos stimmte derweil EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen darauf ein, dass Sanktionen, Exportkontrollen und Zölle zunehmen würden.

Am ersten Handelstag nach der Amtseinführung zeigten sich die US-Börsen im frühen Handel leicht fester, während der Dax seine Rekordfahrt unterbrach, allerdings auch nicht deutlich abrutschte. Schwach waren die deutschen Autowerte. So gaben Volkswagen-Vorzüge um rund 1% nach. Als etwas schwächer erwies sich am Dienstag der Euro.

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