Im PodcastChristian Pellis und Petra Salesny

Amundi will verwaltetes Private-Markets-Vermögen in Deutschland verdoppeln

Amundi will die Assets under Management von deutschen institutionellen Investoren auf 5 Mrd. Euro verdoppeln, wie Deutschlandchef Christian Pellis im Podcast „Betting Billions" sagt.

Amundi will verwaltetes Private-Markets-Vermögen in Deutschland verdoppeln

Im Podcast: Christian Pellis und Petra Salesny

Amundi will verwaltetes Vermögen verdoppeln

Private Markets: In Deutschland sollen die Assets under Management mit institutionellen Investoren auf 5 Mrd. Euro steigen

Von Philipp Habdank, Frankfurt

Der französische Vermögensverwalter Amundi will sein verwaltetes Vermögen in Deutschland innerhalb der Private Markets auf rund 5 Mrd. Euro verdoppeln. Das sagt Amundis Deutschlandchef Christian Pellis im Private-Markets-Podcast „Betting Billions“ der Börsen-Zeitung. Dieses Wachstumsziel beziehe sich auf das Vermögen von institutionellen Kunden. Hinzu kämen noch Privatanleger, die über den Eltif 2.0 angesprochen werden. Deren genaues Potenzial will Pellis aber nicht beziffern.

Auf einen Schlag pulverisieren könnte Amundi das institutionelle Wachstumsziel, sollten die Franzosen tatsächlich Allianz Global Investors (AGI) übernehmen. Verschiedenen Medienberichten zufolge soll der Münchener Versicherungskonzern Allianz auf der Suche nach einem Partner oder Käufer für seinen Vermögensverwalter sein. Amundi wird neben der DWS als einer der Hauptinteressenten gehandelt, doch zuletzt sollen die Gespräche zwischen der Allianz und Amundi ins Stocken geraten sein, wie Bloomberg berichtete.

Amundi mit mehreren Zukäufen in der DACH-Region

AGI bringt in den privaten Anlageklassen Private Equity, Private Debt, Immobilien und Infrastruktur ein verwaltetes Vermögen von rund 95 Mrd. Euro auf die Wage. Amundi kommt in diesem Segment auf rund 70 Mrd. Euro. Pellis wollte sich im Podcast zu den Übernahmegerüchten nicht äußern und verwies stattdessen auf die organischen Wachstumsziele, die Amundi in den verschiedenen Anlageklassen voraussetze.

Grundsätzlich ist M&A aber schon Bestandteil der Wachstumspläne im deutschsprachigen Raum. Vor wenigen Wochen gab Amundi die Übernahme des Aachener Technologieunternehmens Aixigo bekannt. Im Februar dieses Jahres hatte Amundi den Schweizer Vermögensverwalter Alpha Associates übernommen. „Wir investieren in Private Equity Fonds, kaufen Secondaries und machen direkte Co-Investments“, sagt Managing Director Petra Salesny im Podcast. Alpha Associates verfolge eine Multi-Manager-Strategie, investiert als Dachfonds also in andere Privatmarktfonds.

Private Markets: Amundi hat in Deutschland bislang kein Direktgeschäft

Laut Salesny entfallen 20 der 70 Mrd. Euro von Amundi auf diese Strategie. Ein Direktgeschäft hat Amundi in Deutschland bislang noch nicht, wie Pellis bestätigt. „Ich glaube nicht, dass wir es konsequent weglassen wollen, aber wir haben es momentan nicht“, sagt Pellis. Er geht aber davon aus, dass Amundi auch mit dem bestehenden Angebot bei vielen Kunden sehr gut punkten könne. Außerhalb von Deutschland habe Amundi schon ein Direktgeschäft, auf das Salesny zufolge die restlichen 50 Mrd. Euro entfielen. Es umfasse Private Equity, Infrastruktur und auch ein Private-Debt-Geschäft.

Alpha Associates entstand 2004 im Zuge eines Management-Buyouts aus der Swiss Life. Der Schweizer Versicherer hatte sich Salesny zufolge damals aus dem Privatmarktgeschäft verabschiedet und ist damit in bester Gesellschaft: Auch hinter AGI steht mit der Allianz ein Versicherungskonzern. Ebenfalls in diesem Jahr verkaufte der französische Versicherungskonzern Axa seinen Investmentmanager an BNP Paribas. Der These, dass Versicherer grundsätzlich ein Problem mit dem Private-Markets-Geschäft hätten, widerspricht Salesny aber: „Ich glaube, jede Versicherung fährt eine andere Strategie.“

Altersvorsorgeeinrichtungen bevorzugen Private Debt

Potenzial sieht Amundi noch bei Altersvorsorgeeinrichtungen. Nach einer aktuellen Umfrage von Amundi und Create Research unter weltweit 157 Altersvorsorgeeinrichtungen mit einem verwalteten Vermögen von 1,97 Bill. Euro sind bereits rund drei Viertel in Privatmarktanlagen investiert. 86% der Befragten gaben an, dass sie auch in drei Jahren noch investiert sein würden.

Etwas mehr als die Hälfte (55%) bevorzugt dabei die Anlageklasse Private Debt, wovon Direct Lending, Real Assets und Distressed Debt die beliebtesten Investmentstrategien seien. Auf Platz zwei der beliebtesten privaten Anlageklassen steht Private Equity, gefolgt von Infrastruktur (40%) und Immobilien (38%). Venture Capital sei mit lediglich 28% derzeit die unbeliebteste Anlageklasse innerhalb der Private Markets.

Private Märkte auf dem Prüfstand

Amundi hält in dem Research aber auch fest, dass die privaten Märkte auf dem Prüfstand stünden und die Renditen künftig wahrscheinlich niedriger ausfallen würden als in der jüngsten Vergangenheit. In dieser Marktphase drängen Vermögensverwalter derzeit verstärkt in den Markt mit Privatanlegern, um sich im stockenden Fundraising mit institutionellen Investoren eine zweite Geldquelle zu erschließen. Wie bereits andere Wettbewerber in diesem Jahr, so hat auch Amundi einen sogenannten European Long Term Investment Fund (Eltif) aufgelegt.

Die Vermögensverwalterbranche begründet den Vorstoß mit der „Demokratisierung“ der Privatmärkte. Bislang habe es für Privatanleger Salesny zufolge kein geeignetes Instrument gegeben, um in die privaten Märkte zu investieren. Der Eltif 2.0 ermögliche semi-liquide Evergreen-Strukturen, in die sich Privatanleger monatlich einkaufen könnten und sofort investiert seien. Zudem könnten sie quartalsweise ihre Rückkaufsrechte ausüben.

Branche muss Aufklärungsarbeit leisten

Es sei jedoch nicht garantiert, dass Privatanleger immer in dem gewünschten Umfang wieder aussteigen könnten. Außerdem gebe es eine empfohlene Mindesthalteperiode, um die angestrebte Zielrendite zu erreichen. Privatmarktanlagen würden in dieser Hinsicht niemals so liquide sein wie liquide Anlagen.

Bei der Aufklärung über diese Risiken kommt es vor allem auf die Banker an, die den Eltif vertreiben. „Ich glaube, das Verständnis bei den Banken ist schon recht gut für die Privatmarktanlagen“, sagt Salesny. Laut Pellis würden die Berater zudem von Amundi geschult. Die Aufklärungsarbeit ist wichtiger denn je, denn die Einstiegshürden für Privatanleger sind durch den überarbeiteten Eltif deutlich gesunken. Die vorgeschriebene Mindestanlagesumme beträgt nur noch 1.000 Euro.