Konsolidierung in Italiens Finanzsektor
Unicredit stockt offenbar bei Generali auf
HVB-Mutter spielt zentrale Rolle bei Neuordnung des Sektors
bl Mailand
Vor der Vorlage der Generali-Jahreszahlen in der nächsten Woche mehren sich Hinweise, dass Unicredit die Beteiligung an der Versicherung von 5% auf bis knapp unter 10% aufgestockt hat. Obwohl CEO Andrea Orcel die Beteiligung als „rein finanziell“ bezeichnet hat, könnte die HVB-Mutter damit eine Schlüsselrolle bei der Generali-Hauptversammlung Ende April oder Anfang Mai spielen. Der Bauunternehmer Francesco Caltagirone und die Holding Delfin der Familie Del Vecchio, Großaktionär des Brillenriesen EssilorLuxottica, wollen bei dem Aktionärstreffen Generali-CEO Philippe Donnet stürzen. Auch diese beiden Aktionäre sollen ihre Beteiligungen aufgestockt haben.
Italiens Finanzsektor könnte bald völlig anders aussehen. Unicredit spielt dabei mit Übernahmeangeboten für die Commerzbank, Italiens drittgrößte Bank BPM und der Generali-Beteiligung eine zentrale Rolle. Orcel konzentriert sich derzeit auf Italien. Angesichts der noch unklaren Lage in Deutschland liegt das Thema Commerzbank erstmal auf Eis.
Übernahmeschlacht
In der Übernahmeschlacht um die Investmentbank Mediobanca, für die die teilstaatliche Monte dei Paschi die Siena (MPS) eine Offerte über 13,3 Mrd. Euro vorgelegt hat, spielt Unicredit eine Nebenrolle. Entscheidend sind da die MPS-Aktionäre Caltagirone und Delfin, die gleichzeitig Großaktionäre der Mediobanca sind. Die Mediobanca ist mit 13% größter Aktionär der Generali, dem wohl eigentlichen Ziel Caltagirones und von Delfin. Italiens Regierung, die noch mit 11,7% bei der Monte dei Paschi beteiligt ist, unterstützt deren Übernahmeangebot für Mediobanca und indirekt Generali: Denn Rom steht dem von Donnet geplanten paritätischen Joint Venture im Asset Management mit der französischen Natixis ablehnend gegenüber.
Für Orcel könnte es sich auszahlen, sollte er bei Generali die Position der Regierung sowie Caltagirones und Delfins unterstützen. Denn er braucht Roms Placet für die Übernahme der BPM. Die Regierung könnte dem Vorhaben über eine Golden-Power-Regelung einen Riegel vorschieben. Unicredit hat für Italiens drittgrößte Bank ein Angebot über 10,1 Mrd. Euro vorgelegt, das die BPM ablehnt. Auch der Markt hält die Offerte für zu gering.
Es gilt als wahrscheinlich, dass Unicredit das Angebot um 1 bis 1,5 Mrd. Euro aufstockt. Doch BPM-CEO Giuseppe Castagna hat eine Abwehrfront aufgebaut. Er hat sein Angebot für den Vermögensverwalter Anima aufgestockt. Und BPM-Großaktionär Crédit Agricole hat die Beteiligung auf 15% erhöht. Die Franzosen haben die Genehmigung beantragt, auf bis zu 20% zu gehen. Die Deutsche Bank hat im Namen von Drittkunden 5,2% erworben.
Wettbewerb eingeschränkt
Castagna warnt: Der Wettbewerb in vielen Regionen werde durch eine Unicredit-Übernahme eingeschränkt. Es könne zu einer Kreditklemme kommen. Unicredit werde mit einer Übernahme der Commerzbank noch weniger „italienisch“ und lege den Augenmerk auf Deutschland. Castagna nimmt so Kritik aus Kreisen der Regierungspartei Lega auf.
Sollte Orcel bei der Generali-Hauptversammlung im Sinne Roms abstimmen, könnte das seine Position gegenüber der Regierung verbessern. Er hat sich mit Paolo Savona, Chef der Finanzmarktaufsicht Consob, Banca-d`Italia-Gouverneur Fabio Panetta und dem Kabinetts-Chef von Premier Giorgia Meloni getroffen.