Putschversuch bei Generali scheitert
Generali-CEO Philippe Donnet kann weitermachen
Putschversuch bei Generali scheitert
Trotz überraschender Unterstützung durch Unicredit setzt sich Minderheitsaktionär Caltagirone nicht durch
Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Auf der Hauptversammlung des italienischen Versicherers Generali hat sich Großaktionär Mediobanca mit einer überraschend klaren Mehrheit durchgesetzt. Im neuen Verwaltungsrat werden 10 der 13 Mitglieder aus der Mediobanca-Liste kommen. Die Mediobanca, mit 13,1% größter Einzelaktionär des Versicherers, erhielt bei einer Präsenz von 68,81% des Kapitals eine Zustimmung von 52,38%. Der unterlegene Bau- und Medienunternehmer Francesco Caltagirone und mit ihm verbundene Aktionäre erhielten nur die Unterstützung von 36,8% der Stimmen.
Weg für Ausschüttungen frei
Damit ist bereits der zweite Putschversuch Caltagirones gegen CEO Philippe Donnet gescheitert. Chairman Andrea Sironi und Donnet wurden auf dem Aktionärstreffen in Triest mit einem weiteren Dreijahresmandat ausgestattet. Im Januar hatten die beiden einen auf drei Jahre angelegten Kapitalrückgabeplan vorgestellt, der bei den Aktionären offenbar gut ankam. Demnach wollen sie insgesamt 7 Mrd. Euro an Dividenden und weitere 1,5 Mrd. Euro in Form von Aktienrückkäufen an die Anteilseigner ausschütten.
Aktienkurs steigt
Der eindeutige Ausgang der Abstimmung gilt als klares Signal dafür, dass der Markt die Strategie Donnets, der seit 2016 an der Spitze der Generali steht, unterstützt. Der Generali-Aktienkurs reagierte am Donnerstag mit einem leichten Plus auf das Ergebnis. Binnen eines Jahres ist die Börsenbewertung des Versicherungskonzerns damit um etwa 37% gestiegen. Seit Amtsantritt Donnets hat sich der Börsenwert des Versicherers sogar nahezu verdreifacht. Der CEO zeigte sich erfreut: „Die Aktionäre haben sich klar für die Kontinuität der Führung und die Stabilität des Managements ausgesprochen. Dies ist die Garantie für Kontinuität und für den Erfolg des Unternehmens.“
Caltagirone wollte nicht nur Donnet und Sironi stürzen, sondern steht auch dem geplanten Joint Venture im Asset Management mit der französischen Investmentbank Natixis skeptisch gegenüber. Durch die geplante Kooperation würde ein neuer europäischer Assetmanagement-Riese entstehen mit einem verwalteten Vermögen von 1,9 Bill. Euro. Der Bauunternehmer konnte nicht nur auf die Unterstützung der Holding Delfin der Familie Del Vecchio zählen. Er wurde auch von Stiftungen sowie von Unicredit unterstützt. Die HVB-Mutter hatte ihre Generali-Beteiligung in letzter Minute auf 6,7% aufgestockt. Dass Unicredit-Chef CEO Andrea Orcel mit diesem Stimmrechtspaket Caltagirone unterstützte, war die große Überraschung der Generali-Hauptversammlung.
Beobachter werten dieses Abstimmungsverhalten als Versuch, die italienische Regierung wohlwollender zu stimmen, die Caltagirone unterstützt und insbesondere dem geplanten Bündnis mit Natixis kritisch gegenübersteht. Denn die Regierung hat zwar die geplante Übernahme der Bank BPM durch Unicredit genehmigt, aber dafür so massive Bedingungen gestellt, dass sich das Vorhaben kaum noch rechnet. Sollten die strengen Vorgaben nicht noch gelockert werden, könnte Unicredit auf die Übernahme verzichten und sich dann auf die Commerzbank konzentrieren, bei der sie sich nach eigenen Angaben Zugriff auf fast 30% der Anteile gesichert hat. Mit seinem Votum, das letztlich nicht entscheidend für den Ausgang der Abstimmung war, hofft Orcel womöglich auf ein Einlenken Roms.
Hoffen auf Wohlwollen Roms
Zugriff über Monte dei Paschi
Allerdings könnten Caltagirone, Delfin und die Regierung womöglich doch noch Zugriff auf die Generali bekommen. Schließlich sind sie allesamt Aktionäre der Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS). Deren Übernahmeangebot für den Generali-Großaktionär Mediobanca wird vermutlich Ende Juni starten. Es wird spekuliert, dass Caltagirone die MPS im Erfolgsfall drängt, die rentable Generali-Beteiligung der Mediobanca zu verkaufen.