Märkte am AbendNvidia-Zahlen liefern ein widersprüchliches Bild

Dax schüttelt mit Allzeithoch Missstimmung ab

Die Zahlen des KI-Vorzeigekonzerns Nvidia haben ein widersprüchliches Bild hinterlassen, was die US-Anleger mit einem Kursverlust der Aktie im frühen Handel quittierten. Andere große US-Tech-Titel und den europäischen Aktienmarkt beeindruckte das wenig. Der Dax erreichte ein Rekordhoch von 18.936 Punkten.

Dax schüttelt mit Allzeithoch Missstimmung ab

Dax schüttelt mit Rekordhoch Missstimmung ab

Quartalszahlen des US-Technologieriesen Nvidia stellen nicht alle Anleger zufrieden – Bericht weckt Zweifel an Tragfähigkeit des KI-Booms

Die Zahlen des KI-Vorzeigekonzerns Nvidia haben ein widersprüchliches Bild hinterlassen, was die US-Anleger mit einem Kursverlust der Aktie im frühen Handel quittierten. Andere große US-Tech-Titel und den europäischen Aktienmarkt beeindruckte das wenig. Der Dax erreichte ein Rekordhoch von 18.936 Punkten.

ku Frankfurt

Trotz eines zunächst kritisch aufgenommenen Quartalsberichts und Ausblicks des amerikanischen KI-Technologieriesen Nvidia hat der Dax am Donnerstag ein Rekordhoch markiert. Erstmals erreichte er in der Spitze ein Niveau von 18.936,04 Punkten. Der deutsche Leitindex Dax hat damit die ausgeprägte Korrektur von Anfang August von rund 1.500 Indexpunkten in Rekordzeit vollständig ausgeglichen, so dass sich gegenüber dem Stand vom Jahresanfang ein Gewinn von immerhin 13% ergibt. Dies muss aber noch nicht alles sein für 2024, denn charttechnische Analysten sehen nun weiteres Potenzial bis auf 20.000 Punkte.

Schlechter als der S&P 500

Der Dax schneidet im bisherigen Jahr etwas schlechter ab als der US-Benchmark-Index S&P 500 und der technologielastige Nasdaq Composite, die beide auf einen Anstieg von rund 18% kommen. Die deutschen Standardwerte lassen aber den breiteren europäischen Aktienmarkt hinter sich, der Stoxx 600 hat seit Anfang Januar lediglich rund 9% hinzugewonnen.

Zum Handelsschluss ergab sich dann am Donnerstag ein Anstieg des Dax von 0,7% auf 18.913 Zähler. Der Euro Stoxx 50 kam auf ein Plus von 1% auf 4.962 Punkte.

Angetrieben wird der Dax durch die Aussicht auf weitere Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank und damit günstigere Finanzierungsbedingungen für Unternehmen. Positiv aufgenommen wurden auch die jüngsten deutschen Inflationsdaten. So sind die Verbraucherpreise im Juli lediglich um 1,9% gestiegen, was in etwa dem Inflationsziel der EZB von 2% entspricht. Hinzu kam eine ungewöhnlich starke positive Revision der US-Daten zum Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal, das im Vorjahresvergleich nun um 3% gewachsen sein soll nach bisher ausgewiesenen +2,8%. Dafür verantwortlich ist ein ungewöhnlich starker persönlicher Konsum, der nun mit +3% veranschlagt wird nach bisher +2,3% und der auch weit über der Konsenserwartung von +2,2% liegt. Die von der US-Regierung derzeit vor den Wahlen veröffentlichten Konjunkturdaten gelten mit Blick auf die Ausnutzung von Gestaltungsspielräumen allerdings als stark politisiert. Am selben Tag veröffentlichte der große US-Einzelhändler Dollar General einen katastrophal ausgefallenen Quartalsbericht, der im frühen Handel an der Wall Street in einem Kursrutsch von 25% resultierte.

Technologiewerte fest

Trotz einer am Mittwochabend negativen nachbörslichen Kursreaktion auf die Zahlen von Nvidia erwiesen sich die europäischen Technologiewerte am Donnerstag als robust. So legten SAP um 2% auf 199,02 Euro zu. Der US-Wettbewerber Salesforce hob seine Prognose für das Gesamtjahr an. Die SAP-Aktie kommt seit Jahresbeginn auf einen Anstieg von mehr als 42%. Infineon stiegen am Donnerstag auf 32,86 Euro, ein Tagesplus von 1,6%. Der große niederländische Ausrüster für die Chipindustrie, ASML, verzeichnete einen Aufschlag von 3% auf 823 Euro. Im frühen Handel am Donnerstag an der Wall Street kamen Nvidia zeitweise auf einen Kursrückgang von rund 5%. Im Gegensatz zur nachbörslichen Kursreaktion am Vorabend gelang es anderen großen amerikanischen Technologiewerten aber, sich von Nvidia zu isolieren. So verzeichneten Microsoft einen Kursgewinn von rund 2%, Qualcomm von fast 1,5%, Broadcom von 1,5% und Apple von mehr als 2%.

Anstieg von 145 Prozent

Die Aktie von Nvidia kommt im bisherigen Jahresverlauf auf einen Anstieg von 145%, womit sie die meisten anderen US-Technologiewerte weit hinter sich lässt. So haben sich Microsoft seit Anfang Januar nur um rund 12% verbessert und Apple um knapp 21%. Damit sind die Ansprüche an Nvidia als die Vorzeigeaktie des Künstliche-Intelligenz-Booms aber sehr hoch. Nun gibt es am Markt Zweifel wegen noch vorhandener Probleme bei der neuen, „Blackwell“ genannten Produktgeneration. Nvidia verweist auf starke Verkäufe der aktuellen Produktgeneration „Hopper“ und darauf, dass die Blackwell-Produktion im zweiten Halbjahr hochgefahren werde. Nvidia sagt nun für das laufende dritte Quartal Erlöse von 32,5 Mrd. Dollar voraus, was über der bisherigen Konsensschätzung von 31,9 Mrd. Dollar liegt, aber unter der am Markt herumgereichten sogenannten „whisper number“ von 32,95 Mrd. Dollar und deutlich unter der optimistischen Sellside-Erwartung von 37,9 Mrd. Dollar. Nvidia bemühte sich am Donnerstag freilich, mit der Ankündigung eines massiven Aktienrückkaufprogramms im Volumen von 50 Mrd. Dollar für eine positive Stimmung am Markt zu sorgen.

Hohe Korrelation

Grundsätzlich hat die Korrelation zwischen Kursbewegungen der Nvidia-Aktie und dem Leitindex S&P 500 etwas nachgelassen. Der Korrelationskoeffizient liegt nach Daten von Bloomberg nun bei 0,658 (wobei 1 eine vollständige Korrelation anzeigen würde). Dies ist zwar ein Anstieg gegenüber dem Jahresbeginn. Anfang 2022 hatte die Korrelation aber bei erstaunlichen 0,85 gelegen. Mit dem Nvidia-Quartalsbericht unbeantwortet blieb nach Einschätzung von Marktbeobachtern die Frage, ob die KI-Positionierung, die die Kurse der sieben großen US-Technologiewerte seit längerem getragen hatte, noch intakt ist. Der Quartalsbericht sei dazu in seinen Details zu widersprüchlich ausgefallen, hieß es.