Deka sieht keine Bewertungsblasen
ku Frankfurt
Die Kapitalmarktexperten der Deka Bank halten ein sehr positives Szenario für die Entwicklung der Finanzmärkte in den kommenden Monaten für wahrscheinlich. Ihre Prognose stellten Chefvolkswirt Ulrich Kater und Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie, jetzt vor. Für die Aktienmärkte rechnet Schallmayer damit, sich die Kursanstiege fortsetzen. „Die Aufwärtsbewegung ist fundamental gut unterfüttert“, ist Schallmayer überzeugt. Er sieht zwei große Treiber für die Aktienmärkte. Dies sei erstens die Geldpolitik der Notenbanken. „Ein Überschwappen der Krise von den realwirtschaftlichen Märkten auf die Finanzmärkte haben die Notenbanken vermeiden können. Das war eine große Leistung“, betont er. Wenn sich nun die Zentralbanken nach und nach zurückziehen, könnten die Märkte zwar zeitweilig nervös werden. Sie seien aber gut vorbereitet.
Pleitewelle begrenzt
Für ein schnelles Aufholen der Verluste habe sowohl die Geld- als auch die Fiskalpolitik gesorgt. Was die fiskalische Unterstützung betrifft, so habe die Pleitewelle auf dem Höhepunkt auf 5% begrenzt werden können. Auch bei Auslaufen der fiskalischen Unterstützung durch die Regierungen sei kein starker Anstieg der Insolvenzen zu erwarten.
Als zweiten Hauptfaktor zur Stützung der Märkte sieht Schallmayer die Gewinnentwicklung an. Es gebe weiterhin Aufwärtsrevisionen, die einerseits Treibstoff für weitere Kursanstiege seien und andererseits als Stabilisatoren für Phasen dienten, in denen externe Unsicherheitsfaktoren auf die Märkte einwirkten. Es drohe insofern auch keine Enttäuschung der Gewinnerwartungen der Investoren.
Zwar sei es richtig, dass die Gewinnentwicklung von wenigen Unternehmen wie den Technologieriesen getragen worden sei. Deutliche Ergebnisanstiege habe es aber auch im breiten Gesamtmarkt gegeben, wenn auch nicht ganz so stark. Insofern sei bei steigenden Unternehmensgewinnen mit weiterhin moderatem Bewertungsniveaus zu rechnen, in deren Folge die Kurse noch ein Stück weiter in die Höhe schnellen sollten.
Sorgen bereiten Schallmayer auch die Bewertungen nicht. Mit Ausnahme der Nasdaq befänden sich alle Aktienmärkte lediglich auf einem „moderat überdurchschnittlichen Niveau“. Von Überbewertungsblasen sei man „ganz weit entfernt“. Das gelte auch für die Nasdaq. Dort sei das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 30,1 bereits auf 27,3 zurückgegangen. Auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase habe das KGV hingegen bei 90 gelegen. Insofern gebe es nichts, was die Anleger beunruhigen sollte.
Außerdem sei beispielsweise für den Dax für die Jahre 2021 und 2022 mit rekordhohen Dividendenausschüttungen zu rechnen. „An der Aktie führt kein Weg vorbei“, resümiert Schallmayer. Auf Sicht von zwölf Monaten rechnet er mit dem größten Ertragspotenzial bei Aktien aus den Emerging Markets, gefolgt von deutschen und dann weltweiten Dividendentiteln.
Auf dem internationalen Bondmarkt hält er Staatsanleihen aus den Emerging Markets und High-Yield-Unternehmensanleihen für besonders interessant. Für Bundesanleihen rechnet er mit einem negativen Gesamtertrag.
Rasante Erholung
Chefvolkswirt Kater zeigte sich von der Konjunkturentwicklung angetan. Für die USA, wo die Volkswirtschaft schon wieder auf Hochtouren laufe, rechnet er mit einer rasanten „V plus“-Erholung und einer Rückkehr auf den alten Expansionspfad der Volkswirtschaft. „Man sitzt quasi wieder in demselben Zug, indem man vor der Krise gesessen hat“, betont er. Auch die deutsche Volkswirtschaft sei „sehr, sehr solide“ aufgestellt – sowohl vor als auch nach der Krise. Hierzulande sei der Aufschwung nach der Coronavirus-Pandemie weiterhin sehr stark, er werde allerdings in die Länge gezogen und verteile sich auf die Jahre 2021 und 2022. Für Deutschland rechnet er nun mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes im laufenden Jahr um 3% und im kommenden Turnus von 4,4%. Im Januar hatte er für 2021 und für 2022 noch mit jeweils 3,2% gerechnet.
Den Hauptgrund für die leichte Verzögerung sieht er in den Kapazitätsengpässen, die er einerseits darauf zurückführt, dass ein Herunterfahren von Kapazitäten immer leichter sei als ein erneutes Hochfahren, andererseits auch infolge einer vorsichtigen Kapazitätsplanung der Unternehmen. Was die Inflationsentwicklung betrifft, so werde man erst 2022 „anfangen zu erkennen“, wo es hingeht, wobei die Inflationsgefahr in den USA größer sein als in Europa. Die amerikanische Notenbank Federal Reserve habe aber nun „das Ruder fest in die Hand genommen“ und deutlich gemacht, dass eine Normalisierung der Geldpolitik früher als bisher erwartet erfolgen könnte. Kater rechnet nun damit, dass eine erste Leitzinsanhebung schon Ende 2022 kommen könnte. Dies hält er aber nicht für dramatisch. Die jüngste Reaktion an den Zinsmärkten zeige, dass dies ein richtiger Schritt sei. Bei der Europäischen Zentralbank sei das „Ruder noch festgebunden im Krisenmodus“. Dies stelle aber mit Blick auf die in Europa zu erwartende Inflationsentwicklung kein Problem dar.