J.P. Morgan setzt auf Software
J.P. Morgan setzt auf Softwareaktien wie SAP
Aktienchefstratege: Dax-Zusammensetzung sieht gut aus
hip London
Dem Aktienstrategen von J.P. Morgan, Mislav Matejka, gefällt die Zusammensetzung des Dax. Das größte Indexgewicht habe SAP und er sei „sehr bullish“ für Softwareunternehmen, sagte er bei einem Pressegespräch der US-Großbank in London. Auch die Perspektiven der Rüstungsindustrie und der Versicherungsbranche bewertet er positiv. Rheinmetall ist ebenfalls im Dax.
Die Kurse der Unternehmen aus schwachen Branchen wie Auto und Chemie entwickelten sich fürchterlich, aber sie gäben nicht mehr den Ton an, konstatierte Matejka. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liege bei 13. „Die Makro-Story gefällt uns nicht“, sagte er. Es gebe viele Hindernisse für eine Lockerung der Schuldenbremse. Doch im Vergleich zum Rest der Eurozone könne sich Deutschland weiterhin besser entwickeln.
Pessimistisch für Eurozone
Für die Eurozone ist Matejka allerdings weit weniger optimistisch. „Wir glauben, dass Aktien aus der Eurozone noch eine Weile länger zu kämpfen haben werden, sowohl in absoluter als auch in relativer Betrachtung“, heißt es im Jahresausblick der US-Großbank. Das Kursziel von J.P. Morgan für den MSCI Eurozone für das Ende des kommenden Jahres liegt bei 300.
Wenn man sich den Mittelwert der Schätzungen für das Wachstum der Unternehmensgewinne im kommenden Jahr ansehe, liege er für Europa bei 11% und für die USA bei 9%, sagte Matejka. Diese Erwartungen ergeben aus seiner Sicht keinen Sinn. „Es sollte umgekehrt sein“, sagte er.
„Convergence Trade“ riskant
„Europa ist billig, aber man muss viel Zuversicht haben, dass das Eventrisiko bereits komplett eingepreist ist“, sagte Matejka. Für Europa und die Emerging Markets gebe es zwar das Potenzial für einen „Convergence Trade" in der Hoffnung darauf, dass sie den Abstand verringern. J.P. Morgan gibt aber weiterhin US-Aktien den Vorzug. „Es gab einen Grund, warum sie sich schlechter entwickelt haben, und sie werden sich auch weiterhin schlechter entwickeln.“
Es scheine sehr schwierig für die EU-Staaten zu sein, sich auf fiskalische Maßnahmen zur Unterstützung des Wachstums zu einigen, sagte Luis Oganes, Global Head of Macro Research der Bank. Entsprechend mehr müsse die Geldpolitik leisten. Er gehe davon aus, dass die EZB den Leitzins bis Mitte nächsten Jahres auf 1,75% senken wird.
Euro könnte Parität unterschreiten
Europa hätte unter US-Zöllen zu leiden. Dann könnte die EZB gezwungen sein, den Leitzins noch weiter zu senken, sagte Oganes. Die Unterschiede im Wachstum und bei den Zinsen könnten dazu führen, dass der Euro die Parität zum Dollar nicht nur erreiche, sondern im ersten Quartal vorübergehend sogar unterschreite.
Die US-Notenbank Fed werde den Leitzins im besten Szenario um 100 Basispunkte auf 3,75% senken, sagte Oganes. Sollte die Inflation allerdings über den Erwartungen liegen, könne es sein, dass sie am Ende doch nicht so weit gehen werde. Wenn der Euro abwerte, sorge das für Druck auf die osteuropäischen Währungen, ebenfalls abzuwerten. Schließlich sei die Eurozone ihr größter Markt.
Pfund im Aufwind
Das Zinsniveau unterscheidet sich nicht nur zwischen der Eurozone und den Vereinigten Staaten. Oganes geht davon aus, dass sich der Abstand zwischen EZB und Bank of England von 150 Basispunkten bis Ende 2025 auf 200 Basispunkte ausweiten wird. „Das sollte das Pfund unterstützen“, sagte der Stratege.
Matejka geht davon aus, dass sich US-Aktien weiterhin gut entwickeln. Es werde aber kaum zu einer Wiederholung der Kursgewinne des S&P 500 der ersten Amtsperiode von Donald Trump kommen. Bewertungen, Positionierung und Erwartungen seien viel höher als damals.