Société Générale erwartet Belebung bei IPOs
Société Générale erwartet Belebung bei IPOs
Aktienprimärmarkt dürfte weiter zulegen – Dax sollte in den kommenden zwei Jahren weiter klettern – Bei Anleihen gehen die Credit-Spreads stetig zurück
wrü Frankfurt
Nach einem guten Aktienjahr stuft die Société Générale die Perspektiven weiter positiv ein. Der Dax werde 2025 auf 21.000 und bis Ende 2026 auf 22.000 Punkte zulegen. Nächstes Jahr dürfte sich das Geschäft am Aktienprimärmarkt beleben. Die IPO-Pipeline sei gut gefüllt. Bei Anleihen würden sich die Spreads einengen.
„2024 ist bisher ein sehr interessantes Jahr mit einer sehr beeindruckenden Performance des Dax von 21,6% gewesen“, sagte Ralf Darpe, Head of Equity Capital Markets – Germany, Austria, Switzerland bei der Société Générale, bei dem Kapitalmarktausblick des Instituts. Der Euro Stoxx 50 habe nur gut 10% zugelegt. Dass der S&P 500 mit 28,6% eine klare Outperformance zeigt, sei auf die unterschiedliche Zusammensetzung der Indizes zurückzuführen, so sei Tech im S&P stark vertreten. Doch habe es auch im Dax mit Rheinmetall, Siemens Energy und SAP klare Outperforner gegeben. Und SAP habe mit 15% im Dax inzwischen ein doppelt so hohes Gewicht wie die gesamte Autobranche.
Das Jahr 2024 sei zweigeteilt gewesen. Im zweiten Halbjahr hätten insbesondere die Angst vor einer Technologieblase, die Turbulenzen um die Auflösung von Yen-Carry-Trades sowie die US-Präsidentschaftswahl zu einer höheren Volatilität geführt. Seit dem Sieg Donald Trumps hätten die Märkte dann eine beeindruckende Performance gezeigt.
Banken unterbewertet
Interessant sei auch die unterschiedliche Entwicklung der einzelnen Branchen mit Banken und Telekoms an der Spitze und Automobilwerten und Zulieferer als Schlusslicht. „Banken sind noch immer unterbewertet“, sagte Darpe angesichts eines Kurs-Gewinn-Verhältnisses des Sektors von gerade einmal 7,2. Und Versicherungen überzeugten mit einer Dividendenrendite von 5,1%. Bei Immobilienwerten sei es im Verlauf des Jahres zu einer deutlichen Erholung gekommen, die sich nach Meinung der Société Générale fortsetzen sollte.
Tech gut vertreten
Für den Dax sind die Analysten des Instituts weiterhin positiv gestimmt. Per Ende 2025 erwarten sie einen Stand von 21.000 und per Ende 2026 von 22.000 Zählern. Denn der Dax enthalte einen großen Anteil von Tech und Finanzwerten, zwei Branchen, welche die Analysten der Société Générale positiv beurteilen. Auch eröffneten sich für deutsche Unternehmen, die in den USA präsent sind, gute Möglichkeiten vom höheren Wachstum in den USA zu profitieren. Darüber hinaus würde Europa profitieren, wenn es zu einem Waffenstillstand in der Ukraine kommen sollte.
Am Primärmarkt sei 2024 mit einem Emissionsvolumen am Aktienmarkt von 140 Mrd. Euro in der EMEA-Region (Europe, Middle East und Africa) zwar besser als 2022 und 2023 ausgefallen, gleichwohl aber „kein herausragendes Jahr“ gewesen. Dabei hat die US-Wahl laut Darpe im zweiten Halbjahr für Unsicherheit gesorgt. Für 2025 erwartet die Société Générale eine Belebung des Emissionsgeschäfts auf ein Volumen von etwa 165 Mrd. Euro.
Pipeline gut gefüllt
Bei Kapitalerhöhungen waren nach Angaben des Instituts im laufenden Jahr erneut beschleunigte Bookbuildings (ABB, Accelerated Bookbuildings) mit einem Volumen von 71 Mrd. Euro gefragt. Dazu zählten auch die Verkäufe von Aktien der Deutschen Telekom und der Deutschen Post durch die KfW. Dabei hätten die Discounts bei 4,9% bis 6,5% gelegen. Für 2025 geht Darpe von einem Volumen der ABBs von 70 bis 75 Mrd. Euro aus.
Bei den Bezugsrechtsemissionen habe sich das Volumen im laufenden Jahr um 18% auf 18 Mrd. Euro erhöht. Für 2025 geht die Société Générale hier von einer Belebung auf ein Volumen von 25 bis 30 Mrd. Euro aus. Der IPO-Markt hat nach Angaben des Instituts in 2024 in der EMEA-Region um 47% auf ein Volumen von 28 Mrd. Euro bei 119 Transaktionen zugelegt. Hier sei die Pipeline für 2025 gut gefüllt, sodass eine Erholung auf 30 bis 35 Mrd. Euro erwartet wird.
Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung und politischer Instabilität sei das Emissionsvolumen am deutschen Aktienmarkt um 9% auf 10,8 Mrd. Euro zurückgegangen. Dabei habe es nur drei IPOs gegeben. Hier geht Darpe von einer deutlichen Belebung aus. Aus dem Private-Equity-Bereich würden sicherlich eine ganze Menge von Unternehmen an den Markt kommen. Wichtig sei die Wahl in Deutschland. Als „Booster“ könnten sich auch ein Ende des Kriegs in der Ukraine sowie starke Zinssenkungen erweisen.
„Am Anleihemarkt treffen schwächelnde Volkswirtschaften auf eine sich normalisierende Inflation“, erklärte Simon Holz, Head of Financial Institutions DCM (Debt Capital Markets) – Germany, Austria, Switzerland & Netherlands. „Rentenfonds erhalten Zuflüsse und entwickeln sich im ersten Halbjahr 2025 positiv.“
Großer Anlagebedarf
Die Credit-Spreads würden weiterhin etwas zurückgehen. Denn die geopolitischen Entwicklungen seien an den Anleihemärkten bereits weitgehend eingepreist. Es gebe hohe Fälligkeiten, und die Investoren hätten einen großen Anlagebedarf. Die Entwicklung bei Unternehmensanleihen und Bankanleihen sei relativ robust, so habe es eben keine Welle von Pleiten gegeben.
Bei Euro-Unternehmensanleihen sind die Emissionsvolumina laut Martin Wagenknecht, Head of Debt Capital Markets – Germany, Austria, Switzerland, im laufenden Jahr auf mehr als 350 Mrd. Euro geklettert. Dabei sei es meist zu einer deutlichen Überzeichnung der Orderbücher gekommen. 2025 und in den kommenden Jahren würden die Volumina weiter auf 360 Mrd. Euro und auf mehr als 400 Mrd. Euro (2026) ansteigen.
Alle Branchen hätten sich ohne Probleme am Anleihemarkt finanzieren können. Dies gelte auch für den Automobilsektor.
Hingegen hat sich der Markt für nachhaltige Anleihen nach Angaben der Société Générale in diesem Jahr doch leicht auf ein Emissionsvolumen von 794 Mrd. Euro abgeschwächt. „Dies ist weniger als erwartet“, räumte Wagenknecht ein. Doch sei der Druck auf Unternehmen, die Regularien der EU-Taxonomie für Green Bonds zu erfüllen, zu beachten.
Konkurrenz bei grün
Diese Vorgaben zu erfüllen, sei durchaus aufwendig. Darüber hinaus sei auch die Konkurrenz bei Finanzierungen für grüne Projekte groß. Für 2025 erwartet Wagenknecht ein gleich bleibendes oder leicht steigendes Volumen der Emissionen bei nachhaltigen Anleihen.