Ifo-Geschäftsklima

Firmen wittern Morgenluft

Gemessen am Ifo-Geschäftsklima hat sich die Unternehmensstimmung im Februar ein Stück weiter aufgehellt. Allerdings nur, weil die Erwartungen an die kommenden Monate wegen der nicht eingetretenen Horrorszenarien zugelegt haben.

Firmen wittern Morgenluft

Die Stimmungsaufhellung in der deutschen Wirtschaft zeigt sich im Februar auch auf den Chefetagen. Nach dem Einkaufsmanagerindex und den ZEW-Konjunkturerwartungen signalisiert nun auch das Ifo-Geschäftsklima, dass die Aussichten für die hiesige Wirtschaft besser werden. Allerdings warnen Ökonomen vor Überschwang, denn die Details zeigen, dass es immer noch zu einer – wenn auch milden – Rezession kommen könnte.

Laut Ifo ist das wichtigste Frühbarometer für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland im Februar von revidiert 90,1 (zuvor: 90,2) auf 91,1 Punkte gestiegen. Ökonomen hatten den vierten Anstieg in Folge erwartet, aber einen Wert von 91,2 Zählern prognostiziert. „Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich allmählich aus ihrer Schwächephase heraus“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter rund 9000 Führungskräften.

Getragen wurde die Erholung allein von den höheren Erwartungen. Das entsprechende Barometer kletterte um 2,1 auf 88,5 Punkte – etwas stärker als erwartet. Mit der aktuellen Lage aber waren die Firmenlenker weniger zufrieden. Der Teilindex sank den zweiten Monat in Folge – von 94,1 auf 93,9 Punkte. Ökonomen hatten hingegen mit einer Erholung auf 95,0 Punkte gerechnet und zeigten sich besorgt über diese Entwicklung. Hier zeige sich, dass der Gegenwind immer noch kräftig sei, so die einhellige Meinung.

Für Jens-Oliver Niklasch von der LBBW zeigt der Rückgang im Lage­index, „dass der Konjunkturmotor gelegentliche Zündaussetzer hat“. Im Trend könne zwar mit einer Verbesserung der Konjunktur gerechnet werden, aber kleinere Rückschläge seien zu erwarten. „Insbesondere der Bausektor und Teile der Automobilindustrie könnten sich in den kommenden Monaten als Spielverderber erweisen“, erwartet Niklasch. Im Bau hat sich das Klima im Februar aufgehellt und sogar die Lage wurde besser beurteilt – der Blick auf die Zukunft fällt aber pessimistischer aus. Die Baubranche leidet nicht nur unter schwindender Nachfrage, weil die hohe Inflation die Kaufkraft der Verbraucher aufzehrt. Auch die anziehenden Zinsen sorgen für höhere Finanzierungskosten. Die Europäische Zentralbank allerdings ist noch lange nicht am Ende ihres Zinsstraffungskurses angekommen – erst müssen sich die Risiken aus der hohen Inflation legen, wie Jörg Zeuner von Union Investment betont.

Christoph Swonke von der DZ Bank wundert das schwächere Lageurteil nicht: „Die Lieferkettenprobleme nehmen zwar ab, der Inflationsdruck aber nicht.“ Wie anfällig das schwächere außenwirtschaftliche Umfeld – das zudem bremse – trotz der verbesserten Lage in China sei, „demonstriert auch das jüngste Säbelrasseln zwischen den USA und Russland“. Im Februar klagten nur mehr 45,4% der Unternehmen über Materialmangel, zuvor waren es 48,4%. Die Exporterwartungen der Industrie hingegen sind laut Wohlrabe leicht gefallen. Im verarbeitenden Gewerbe war das Geschäftsklima so hoch wie seit Mai 2022 nicht mehr.

KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib erinnerte daran, dass die Bremswirkung der Geldpolitik erst in diesem Jahr ihre volle Wirkung entfalten dürfte und die Reallohnverluste nachhallten. „Gemessen an den Befürchtungen vom letzten Jahr wäre aber auch eine Stagnation 2023 durchaus schon ein Erfolg.“ Für Andreas Scheuerle von der DekaBank beurteilen die Unternehmen nun die Lage „ausgesprochen realistisch als leicht rezessiv“. Er erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal sogar stärker zurückgeht als Ende 2022 mit −0,2%.

Der Einkaufsmanagerindex für die Privatindustrie, also Industrie und Dienstleister zusammen, signalisierte im Februar erstmals seit acht Monaten Wachstum, wohingegen die Bundesbank in ihrem Monatsbericht im Februar ebenfalls vor einer Rezession, also einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen, warnte. „Diese wird aber mild ausfallen“, schließt sich Ifo-Experte Klaus Wohlrabe im Reuters-Interview dieser Sicht an. Ihm zufolge dürfte vor allem der private Konsum schwächeln. So seien viele Autokäufe auf das Jahresende 2022 vorgezogen worden, während zahlreiche Verbraucher nun mit deutlich höheren Abschlagszahlungen ihrer Stadtwerke für Energie konfrontiert seien. „Dadurch dürfte sich der Konsum schwächer entwickeln.“

Im Februar zumindest hat sich das Geschäftsklima sowohl bei den Dienstleistern als auch im Handel verbessert. „Insbesondere im Gastgewerbe und im Tourismus hat sich die Stimmung sehr gut entwickelt“, hieß es vom Ifo-Institut. Ebenfalls einen positiven Einfluss auf den Verbrauch dürfte haben, dass der Anteil der Unternehmen, die ihre Preise in den kommenden drei Monaten anheben wollen, laut Wohlrabe im Februar weiter abgenommen hat – „und zwar deutlich“.

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