Ford investiert Milliarden in neue Batteriefabrik
Der Autobauer Ford bestätigt Massenentlassungen in Europa – und bläst in den USA zugleich zur Aufholjagd bei Elektrofahrzeugen. Am Montagabend kündigte der Konzern Investitionen von 3,5 Mrd. Dollar in den Bau einer Batteriefabrik im US-Bundesstaat Michigan an. Die Produktion im „Blue Oval Battery Park“, der als hundertprozentige Ford-Tochtergesellschaft aufgesetzt wird, soll 2026 mit 2500 Mitarbeitern starten.
Dort will der Konzern Lithium-Eisenphosphat-Batterien herstellen. Diese gelten wegen des Verzichts auf Kobalt als umweltverträglicher, günstiger und langlebiger als andere Formen, verfügen aber über weniger Speicherleistung. Am neuen Standort will Ford Batteriekapazitäten von 35 Gigawattstunden pro Jahr freisetzen, um bis zu 400000 Elektrofahrzeuge anzutreiben.
Der Autobauer setzt dabei trotz politischer Spannungen auf Technologie und Know-how des chinesischen Zulieferers Contemporary Amperex Technology Limited (CATL). Dies soll einen schnelleren Ausbau der Produktion ermöglichen – CATL solle „helfen, uns auf den neuesten Stand zu bringen, damit wir die Batterien selbst herstellen können“, sagte Ford-Verwaltungsratschef William Clay Ford Junior.
Analysten sehen darin einen weiteren Beleg für den Rückstand der US-Autobranche in der E-Mobilität. Noch zur Jahrtausendwende seien chinesische Funktionäre bemüht gewesen, Investitionen und Expertise amerikanischer Hersteller anzuziehen – nun sei eine Industrieikone der USA auf Unterstützung aus der Volksrepublik angewiesen.
Nach Konzernangaben haben Ford und CATL Vorkehrungen getroffen, um trotz politischer Konflikte zusammenarbeiten zu können – zu Details äußerte sich der US-Autobauer zunächst nicht. Durch die hundertprozentige Eigentümerschaft der Fabrik will sich das Unternehmen vor politischen Kontroversen schützen – doch ruft die Vereinbarung mit CATL durchaus Kritik hervor. So war auch Virginia als Standort für die neue Batteriefabrik im Rennen, der republikanische Gouverneur Glenn Youngkin lehnte den Bau in seinem Bundesstaat allerdings ab. In Interviews bezeichnete er das Projekt als „trojanisches Pferd“ Chinas.
Ford prüfte für die Fabrik auch Standorte in Kanada und Mexiko – Anreize durch den im vergangenen Jahr verabschiedeten Inflation Reduction Act hätten aber den Ausschlag für ein weiteres Engagement in den Vereinigten Staaten gegeben. Beim Bau anderer US-Batteriewerke kooperieren der Autobauer und Konkurrent General Motors indes mit koreanischen Firmen.
Zugleich stellen hohe Material- und Energiekosten die Branche vor Herausforderungen. Ford will in den kommenden drei Jahren europaweit rund 3800 Stellen abbauen, wie der Konzern am Dienstag bekannt gab. Der Großteil davon entfällt auf die Standorte Köln und Aachen. Hier will Ford seine Belegschaft um 2300 Stellen reduzieren, davon 1700 in der Produktentwicklung und 600 in der Verwaltung. Im Kölner F&E-Zentrum und im kleineren Forschungszentrum in Aachen fällt damit jede zweite Stelle weg. Zuvor hatte ein noch stärkerer Abbau im Raum gestanden.
In einer Pressekonferenz mit Ford-Deutschland-Chef Martin Sander bezeichnete es der Konzernbetriebsratsvorsitzende Benjamin Gruschka am Dienstag als Erfolg, dass der Autobauer auf betriebsbedingte Kündigungen in Köln und Aachen bis 2032 verzichten will. Freiwillige Ausstiege mit Abfindungen und Frühverrentungen sollen die Kürzungen ermöglichen. Den Aufwand dafür wollte Sander noch nicht beziffern.
Ford müsse auf die stärkere Wettbewerbsintensität auf dem europäischen Markt reagieren, sagte Sander. Vor allem aber müsse sich das Unternehmen schlanker aufstellen, da vollelektrische Antriebe und E-Autos weniger komplex seien. Ford hält nach eigenen Angaben an der Strategie fest, bis 2035 ein rein elektrisches Produktportfolio in Europa anzubieten. In Köln investiert der Konzern gerade 2 Mrd. Dollar in den Werksumbau. Ende des Jahres soll in der Domstadt das erste vollelektrische Modell vom Band laufen.