SVB-Crash

Furcht vor US-Banken­krise hält Wall Street im Bann

Nach dem Kollaps des Tech-Lenders SVB Financial macht sich die Furcht vor einer US-Bankenkrise breit. Anleger fürchten, dass die Kreditinstitute zu verlustreichen Assetverkäufen gezwungen sein könnten.

Furcht vor US-Banken­krise hält Wall Street im Bann

xaw New York

Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB Financial) löst an der Wall Street Sorgen vor einer tiefgreifenderen US-Bankenkrise aus. Die Aktien führender Geldhäuser wie Bank of America standen im frühen New Yorker Handel am Freitag unter Druck, nachdem sie bereits am Donnerstag scharf zurückgesetzt hatten. Dies strahlte auch auf den europäischen Handel aus: Der Stoxx-Index der Bankenbranche gab um 3,8% nach.

Am Freitag übernahm der staatliche Einlagensicherungsfonds FDIC mit Verweis auf mangelnde Liquidität und Zahlungsfähigkeit die Kon­trolle über die Assets von SVB Financial. Eine US-Bank dieser Größe war zuletzt während der Finanzkrise 2008 zusammengebrochen. Das Kreditinstitut hatte in der abgelaufenen Woche mitgeteilt, infolge eines stärker als erwartet ausgefallenen Einlagenrückgangs zu äußerst unvorteilhaften Assetverkäufen gezwungen gewesen zu sein. So verbuchte der Tech-Lender einen Nachsteuerverlust von 1,8 Mrd. Dollar aus der Veräußerung von Treasuries und anderen US-Staatsanleihen.

Eine in Reaktion auf die Verluste geplante Kapitalerhöhung zerschlug sich schnell. Zuvor hatte das Geldhaus angekündigt, über die Platzierung von Stamm- und wandelbaren Vorzugsaktien 2,25 Mrd. Dollar einsammeln zu wollen. Die Verwerfungen um SVB ziehen nicht nur Befürchtungen vor Folgeeffekten auf die Start-up-Branche nach sich – viele junge Firmen nahmen Kredite und Verwahrleistungen der Bank in Anspruch. Vielmehr rückt die Entwicklung an der Wall Street auch Risiken in den Wertpapierportfolios vieler Finanzinstitute in den Fokus.

Laut FDIC summierten sich die nicht realisierten Verluste der US-Geldhäuser mit Wertpapieren, die zum Verkauf zur Verfügung stehen oder bis zur Fälligkeit gehalten werden sollen, im Schlussquartal 2022 auf 620 Mrd. Dollar – im Vorjahr waren es noch 8 Mrd. Dollar.

Die Wertverluste der Portfolios sind für die Banken nicht problematisch, sofern sie betroffene Bonds bis zur Fälligkeit halten können. Sind sie aber aufgrund eines steigenden Liquiditätsbedarfs zu Verkäufen gezwungen, müssen sie Einbußen in ihren Finanzberichten ausweisen. Daraus kann sich schnell ein Teufelskreis entwickeln, da die Verluste Kunden alarmieren und so weitere Mittelabzüge zur Folge haben.

Waren die Einlagen der FDIC-gesicherten Geldhäuser zu Hochzeiten der Corona-Pandemie noch in die Höhe geschnellt, zogen Kunden angesichts höherer Renditen von Treasuries und Geldmarktfonds zuletzt Mittel von Sparkonten ab. Dies führt bereits zu einer höheren Nachfrage der US-Geschäftsbanken nach unbesicherten Krediten staatlich gestützter Finanzinstitute.

Berichte Seiten 5 und 24

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