Neue US-Zolldrohungen alarmieren deutsche Wirtschaft
Trump-Pläne alarmieren Wirtschaft
BDI: Zollandrohung „ein Weckruf“ – Habeck fordert neue Handelsabkommen der EU
ahe/ba Berlin/Frankfurt
Die Ankündigung neuer US-Zölle durch den designierten Präsidenten Donald Trump hat in der deutschen Wirtschaft Alarmstimmung ausgelöst. BDI-Präsident Siegfried Russwurm sprach auf einer Industriekonferenz in Berlin von einem „Weckruf“. Die Pläne Trumps würden den Wettbewerbsdruck auf Deutschland und Europa zusätzlich erhöhen, warnte er.
Der künftige US-Präsident will als eine seiner ersten Amtshandlungen Importe aus Kanada, Mexiko und China mit zusätzlichen Importzöllen von 25% belegen. Der Republikaner begründete den Schritt mit dem Drogen- und Menschenschmuggel über die Grenze. China wiederum drohte er einen zusätzlichen Zoll von 10% an, da Peking seiner Meinung nach zu wenig gegen den Drogenstrom aus Mexiko in die USA vorgeht.
Habeck ruft EU zu Geschlossenheit auf
Nach Einschätzung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) werden bereits diese Zölle Deutschland treffen. „Deutsche Betriebe sind eng in den Lieferketten Nordamerikas verzahnt“, sagte der Außenwirtschaftschef Volker Treier zu Reuters. „Zahlreiche unserer Firmen produzieren in Mexiko und Kanada für den US-Markt.“ Ähnlich äußerte sich der Chef des Außenhandelsverbands BGA, Dirk Jandura.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck rief in Berlin zu einer geschlossenen Reaktion der EU auf. Brüssel müsse als Erstes das Gespräch mit Trump suchen und klarmachen, dass am Ende alle durch neue Zölle verlieren würden – auch die USA selbst. Habeck forderte in diesem Zusammenhang auch den Abschluss neuer Handelsabkommen der EU. Neben Mercosur gehöre dazu auch ein Abkommen mit Indien, betonte der Grünen-Politiker.
Ökonomen warnen vor deutlichem Rückgang der US-Exporte
Auch Ökonomen warnen vor den wirtschaftlichen Folgen, die vor allem die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft belasten würden. Sollte Trump auch auf europäische Güter neue Zölle von 10% erheben, dürften die deutschen Exporte in die USA mittelfristig um 15% fallen, sagte IfW-Präsident Moritz Schularick ebenfalls gegenüber Reuters. Auf der Industriekonferenz verwies Schularick zugleich auf die verteidigungspolitische Abhängigkeit Europas von den USA. Die EU sei erpressbar, und Trump werde dies ausnutzen.
Erste Prognosesenkungen für 2025
Wegen des protektionistischen Gegenwinds aus den USA gibt es bereits erste Prognosesenkungen: Die KfW rechnet für 2025 nur noch mit einem Wachstum von 0,5% statt bislang 1,0%. Zum Großteil dürften sich die Folgen erst 2026 zeigen, „denn Zölle entfalten ihre negative Wirkung erfahrungsgemäß schrittweise und es dürfte auch zu vorgezogenen Exporten in die USA kommen“, so die KfW.
Die LBBW erwartet bereits jetzt nach einer Stagnation in diesem ein BIP-Minus von 0,2% im kommenden Jahr. Ohne die drohenden US-Maßnahmen wäre die Prognose höher ausgefallen, sagte LBBW-Chefvolkswirt Moritz Krämer, allerdings ohne dies genau zu beziffern. „Jeder noch so kleine Zollanstieg sollte reichen, um aus der aktuellen Stagnation der deutschen Wirtschaft eine Rezession zu machen“, erklärte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski.
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