Euro Finance Week

Deutsche Top-Banker fordern mehr Wachstumsmentalität

Ohne Wachstum kein Wohlstand. Auf der Euro Finance Week in Frankfurt fordern Deutschlands Top-Banker ein Umdenken in Deutschland – und mehr Akzeptanz für die Finanzindustrie.

Deutsche Top-Banker fordern mehr Wachstumsmentalität

Deutsche Top-Banker fordern mehr Wachstumsmentalität

Sewing, Diederichs und Co. beklagen mangelnde Akzeptanz für Finanzindustrie

phh Frankfurt

Deutschland hat ein Wachstumsproblem. Führende Manager der Bankenindustrie machen dafür unter anderem die Mentalität in Deutschland verantwortlich. So lautete die einhellige Meinung der deutschen Banken-Elite, die sich am Montag in Frankfurt im Rahmen der Euro Finance Week traf. Deutschlands Top-Banker um Christian Sewing (Deutsche Bank), Bettina Orlopp (Commerzbank), Lutz Diederichs (BNP Paribas Deutschland), Michael Schleef (HSBC Deutschland), Cornelius Riese (DZ Bank) und Thomas Groß (Helaba) forderten in Deutschland ein Umdenken: mehr Leistungsprinzip, mehr Arbeitswillen und weniger Regulierung und Bürokratie.

„Wir reden viel zu wenig darüber in Europa, dass wir wachsen müssen“, sagte Sewing. Groß attestierte Deutschland ein Mentalitätsproblem, was den Leistungsgedanken betrifft. Schleef plädierte eindringlich für eine Rückbesinnung auf die soziale Marktwirtschaft, denn nur hier erwirtschaftete Wertschöpfung könne auch umverteilt werden. Diederichs zufolge müsse man erst einmal eine ehrliche Analyse machen, wo in Deutschland die wirklichen Probleme lägen. „Und wir müssen die Probleme so erklären, dass sie außerhalb der Frankfurter Finanzblase verstanden werden“, so der Deutschlandchef der BNP Paribas.

Bankenchefs fordern mehr Akzeptanz für Finanzindustrie

In diese Richtung argumentierte auch Sewing. Die Finanzindustrie müsse in Europa als strategisch wichtige Industrie wahrgenommen werden. „Wir müssen alle verstehen, wie wichtig die Finanzindustrie für das Wachstum ist“, so der Deutsche-Bank-Chef, demzufolge Banken ein stärkerer Teil der Gesellschaft werden müssten. Auch Commerzbank-Chefin Orlopp wünschte sich, dass Banken von der Politik als strategische Partner wahrgenommen würden.

Orlopp zufolge bedeutet Wachstum immer auch Innovation – und die habe Voraussetzungen: Die Finanzierung müsse sichergestellt sein, Bürokratie und Regulierung dürften die Freiheit und Flexibilität nicht zu stark einschränken und: „Wir können nur Innovation und Wachstum schaffen, wenn wir den Mut haben, Risiken einzugehen.“ Innovationen entstehen zudem nicht immer dort, wo man sie auf den ersten Blick vermutet. Sewing verwies auf die Rüstungsindustrie und die Entstehung des Silicon Valleys, das ohne die Verteidigungsausgaben der USA heute in dieser Form wohl nicht bestehen würde.

Was es für das Wachstum nach Meinung der Bankenchefs wohl nicht braucht, sind große Bankenfusionen. Orlopp betonte angesichts des feindlichen Übernahmeversuchs durch die Unicredit die eigenständige Strategie der Commerzbank. Widerspruch gab es unter ihren CEO-Kollegen nicht.

Nebenstehender Kommentar Bericht Seite 5

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