Tech-Köpfe hofieren Trump mit Milliardeninvestments
Tech-Köpfe hofieren Trump mit Großinvestitionen
Partner um OpenAI wollen bis zu 500 Mrd. Dollar in Amerikas KI-Infrastruktur stecken
xaw New York
Zum Auftakt der zweiten US-Präsidentschaft Donald Trumps sagen globale Tech-Größen gewaltige Investitionen in Amerikas KI-Infrastruktur zu. Die für ihren Textgenerator ChatGPT bekannte OpenAI, die japanische Softbank Group und der Datenbankriese Oracle haben am Dienstag im Weißen Haus das neue Joint Venture Stargate angekündigt, über das sie gemeinsam zunächst 100 Mrd. Dollar in den Bau von Rechenzentren stecken wollen. Über die kommenden vier Jahre sollen die Investitionen auf bis zu 500 Mrd. Dollar steigen.
Ebenfalls beteiligt ist die von den Vereinigten Arabischen Emiraten gestützte Gesellschaft MGX. Analysten bezeichneten die Pläne in zentralen Plänen noch als vage. So sei unklar, wie die Partner die notwendigen Mittel aufbringen wollen. OpenAI hat in den vergangenen Jahren gewaltige Mittel von Investoren um Microsoft eingefahren, der Konzern aus Redmond hat seit 2019 mehr als 13 Mrd. Dollar in die Technologieschmiede gepumpt und sich im Gegenzug eine Beteiligung von 49% an den künftigen Gewinnen gesichert. Bei einer 6,6 Mrd. Dollar schweren Finanzierungsrunde, an der auch Softbank beteiligt war, kam das Start-up im Oktober auf eine Bewertung von 157 Mrd. Dollar. Doch noch verfügt OpenAI über kein profitables Geschäftsmodell.
Cash-Bestände von Softbank im Fokus
Oracle konnte zuletzt Cash-Bestände und marktgängige Wertpapiere im Volumen von etwas mehr als 11 Mrd. Dollar vorweisen, allerdings auch kurzfristige Verbindlichkeiten von über 29 Mrd. Dollar. Softbank, die ihre Beteiligung an OpenAI derzeit über den Kauf von Mitarbeiteraktien aufstockt, verfügt über rund 30 Mrd. Dollar an liquiden Mitteln. Der Technologieinvestor aus Tokio soll letztlich wohl die finanzielle Verantwortung für das Joint Venture übernehmen, sein CEO Masayoshi Son wird gemäß Plan dem Verwaltungsrat von Stargate vorsitzen. Dagegen soll OpenAI das operative Geschäft stemmen.
Am Projekt beteiligte Personen sprechen bereits davon, dass sie zusätzliche Investoren an Bord holen wollen. Auch Kreditfinanzierungen über Drittparteien sind laut Insidern geplant. Microsoft, die gemäß einer separaten Mitteilung trotz der neuen Rechenzentren-Investitionen der primäre Cloud-Computing-Provider von OpenAI bleiben will, ist als Technologiepartner involviert, soll also am Aufbau der Infrastruktur von Stargate mitwirken. Gleiches gilt für die Chipdesigner Nvidia und Arm – das in New York börsennotierte britische Unternehmen ist das Kronjuwel im Portfolio von Softbank. Die Japaner sind mit 90% an Arm beteiligt, die bei Handelsschluss an der Wall Street am Dienstag auf eine Marktkapitalisierung von über 163 Mrd. Dollar kam.
Erstes Projekt in Texas
Das erste Stargate-Rechenzentrum entsteht bei Abilene im Bundesstaat Texas, es befindet sich bereits seit vergangenem Jahr im Bau. Tatsächlich sollen die zunächst zugesagten 100 Mrd. Dollar von Softbank, OpenAI, Oracle und MGX auch bereits während der Regierungszeit Joe Bidens angekündigte Investitionen enthalten. Softbank hatte in Abstimmung mit Trump bereits im September separat verlautbart, in den kommenden vier Jahren 100 Mrd. Dollar in US-Projekte stecken zu wollen. Laut Insidern sollen bedeutende Teile davon nun in Stargate fließen.
Trump bezeichnete das Joint Venture für künstliche Intelligenz bei der Verkündung im Weißen Haus am Dienstag als „monumentales Projekt“ und die Investitionszusagen als „durchschlagenden Vertrauensbeweis für das Potenzial Amerikas unter einem neuen Präsidenten“. Stargate werde „fast sofort“ 100.000 Jobs schaffen und „die Zukunft der Technologie in Amerika halten“. Führende Tech-Persönlichkeiten um OpenAI-Chef Sam Altman haben den Ausbau der Infrastruktur in den USA wiederholt als entscheidend bezeichnet, um die Rechenkapazitäten stemmen zu können, die für die Entwicklung der nächsten Stufe von KI-Modellen entscheidend seien.
Warnung vor gewaltigem Ressourcenverbrauch
Schon die aktuellen Varianten von Textgeneratoren wie ChatGPT, der Google-Anwendung Gemini oder dem Anthropic-Chatbot Claude benötigen schließlich gewaltige Datenmengen. Nachdem die führenden Cloud-Computing-Anbieter um Amazon, Alphabet und Microsoft laut der Research-Firma Dell'Oro Group um vergangenen Jahr bereits über 180 Mrd. Dollar in den Bau von Rechenzentren pumpten, braucht es laut Altman im Technologiewettrennen mit China weitere Investitionen. Zu Monatsbeginn kündigte auch der in Dubau ansässige Immobilienentwickler Damac in Abstimmung mit Trump an, mindestens 20 Mrd. Dollar in US-Datenzentren stecken zu wollen.
Mit dem Ausbau der Infrastruktur steigt indes auch der Ressourcenverbrauch der Zukunftstechnologie KI. Die Internationale Energieagentur schätzt, dass sich der Elektrizitätsverbrauch auf KI ausgerichteter Datenzentren 2026 auf 90 Terawattstunden belaufen wird – 2022 lag er noch bei sechs Terawattstunden. Hinzu komme der Verbrauch in traditionellen Datenzentren, der von 345 auf 576 Terawattstunden steigen werde. Die Entwicklung wirft bei Verbraucherschützern allerdings die Frage auf, woher die Elektrizitätsmengen kommen sollen. Es geht die Befürchtung um, dass die Tech-Riesen dem gesamten Netz stabile Ressourcen entziehen, die durch fossile Energieträger wie Erdgas ersetzt werden. Laut Climate Action Against Disinformation, einem Zusammenschluss von Umweltschutzgruppen, könnte der KI-Boom die globalen Treibhausgasemissionen um 80% antreiben. Verbraucherinitiativen fürchten zudem steigende Strompreise.
CEOs buckeln vor dem Präsidenten
Nachhaltigkeitsbedenken spielen unter Trump, der den Austritt der Vereinigten Staaten aus dem Pariser Klimaabkommen beschlossen hat und die Öl- und Gasförderung wieder in großem Maßstab ankurbeln will, indes eine untergeordnete Rolle. US-Unternehmen und -Finanzdienstleister beeilen sich deshalb derzeit, Nachhaltigkeitsinitiativen den Rücken zu kehren. Und auch die neuen Investitionszusagen von OpenAI und Konsorten zeigen laut Analysten, wie stark Wirtschaftsköpfe dem neuen Präsidenten in der Hoffnung auf eine marktfreundlichere Regulierung hofieren. Bereits vor und während der Amtseinführungszeremonie Trumps hatten CEOs und Gründer der Szene ihre Unterstützung für den Republikaner lautstark deutlich gemacht.