Euphorie bei US-Aktien

Exklusive Sentix-Umfrage: „Anleger schätzen Trump so positiv ein wie noch nie“

Am US-Markt sind die Bullen los. Denn die Wahl Trumps sorgt für Euphorie hinsichtlich der Entwicklung von Konjunktur und Aktien, so die Sentix-Investorenumfrage. Hingegen bricht das Grundvertrauen in deutsche Aktien ein. Am Anleihemarkt kommen verstärkt Inflationsgefahren auf.

Exklusive Sentix-Umfrage: „Anleger schätzen Trump so positiv ein wie noch nie“

„Anleger schätzen Trump so positiv wie noch nie ein“

Laut der Sentix-Investorenumfrage sind die Bullen bei US-Aktien los – Am Bondmarkt kehren jetzt hingegen die Inflationsgefahren zurück

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Am US-Markt sind die Bullen los. Denn die Wahl Trumps sorgt für Euphorie hinsichtlich der Entwicklung von Konjunktur und Aktien, so die aktuelle Investorenumfrage durch Sentix. Hingegen bricht das Grundvertrauen in deutsche Aktien ein. Am Anleihemarkt kommen nach dem Sieg Trumps verstärkt Inflationsgefahren auf.

Donald Trump euphorisiert die Aktienanleger. Der Börsen-Zeitung liegt exklusiv eine gerade von Sentix bei Investoren erhobene Umfrage über die Folgen von Trumps Wahl für die Aktienmärkte vor. „Schon jetzt kann man sagen, dass die Anleger den 47. Präsidenten viel positiver einschätzen, als sie es bei dem 45. Präsidenten Trump jemals taten“, erklärt Manfred Hübner, Geschäftsführer von Sentix. „Mit dem Sentix-Politikbarometer können wir zeigen, dass die Anleger Trump so positiv wie noch nie einschätzen. Gegenüber der letzten Erhebung dieses Index im Januar 2021 hat sich die Einschätzung um mehr als 0,5 Punkte verbessert und übertrifft den bisherigen Höchststand aus dem Februar 2020.“

Erheblicher Konjunkturimpuls

Doch nicht nur die Aktienanleger reagieren gemäß der Sentix-Umfrage euphorisch auf Trump. Auch die Konjunkturerwartungen sind mit dem Wahlsieg Trumps massiv angestiegen, so das Ergebnis der Sonderumfrage zum konjunkturellen Stimmungsbild. „Der Sentix-Erwartungsindex klettert bei den Privatanlegern von +8 auf +24 Punkten und bei den Profis von +1 auf +19 Punkte!“, erläutert Hübner. „Das ist ein sehr klares Votum der Anleger, dass mit Trump ein erheblicher Konjunkturimpuls im Raum steht.“

Bei Anlegern hat der Wahlsieg Trumps laut aktueller Investorenumfrage einen wahren Freudentaumel ausgelöst. „Das Sentiment für US-Aktien erreicht einen phänomenalen Wert von +53 Prozentpunkten“, sagt Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy. „Noch nie seit 2001 haben wir einen solchen Bullenüberhang bei US-Aktien messen können.“ Trump löse nach seiner erneuten Wahl zum Präsidenten eine Manie aus, die sich auch im mittelfristigen Meinungsbild widerspiegele. „Der Bias für US-Aktien klettert auf +29 Prozentpunkte, der durch einen ähnlich konstruktiven strategischen Bias der Institutionellen flankiert wird“, so Hussy.

Für Europa ergibt sich laut Sentix aber ein völlig anderes Bild als für die USA. „Der Trump-Impuls bleibt eindeutig auf die USA beschränkt“, erläutert Hübner das aktuelle Update des Sentix-Konjunkturindex. Dies sei auch kein Wunder, schließlich seien die von Trump „gesetzten“ Maßnahmen doch eindeutig US-zentriert und ein Teil der Kosten in Form von vergrößerten Staatsdefiziten wolle Trump durch Handelszölle decken. Die Trump-Agenda sei also nicht unbedingt eine „Welthandelsagenda“.

Anders als die Wahl Trumps zum US-Präsidenten bedeute das Ampel-Aus in Deutschland keinen positiven Impuls für die Anleger. „Vielmehr sorgen sich die Investoren vor einem mehrmonatigen Stillstand in einer krisenhaften Wirtschaftslage und einer fehlenden Perspektive auf einen grundlegenden Politikwandel selbst nach der nächsten Bundestagswahl“, analysiert Hübner.

Keine Hoffnung

„Die Anleger schöpfen in den anstehenden Neuwahlen keine Hoffnung auf bessere Zeiten, sie quittieren die neuerliche Hängepartie mit einem jähen Abschlag im strategischen Bias“, erläutert Hussy das Ergebnis der aktuellen Investorenumfrage. „Wir messen mittlerweile einen negativen Überhang von 5 Prozentpunkten und den tiefsten Wert seit 29. März 2024.“ Der Vertrauensschaden, auch international, sei immens.

Was bedeutet das nun für die Aktienmärkte? Hübner hält es für gut möglich, dass die US-Aktienmärkte, jetzt, da viele Investoren Trump als Chance sehen, zunächst weiter nach oben laufen, zumal auch bis Jahresende eine saisonal günstige Phase für Aktien gegeben sei. Und wenn der US-Aktienmarkt weiter zulege, dürfte dies auch den deutschen Aktienmarkt positiv beeinflussen, selbst wenn dieser nicht in der Lage sei, eigene positive Akzente zu setzen.

Doch könne sich mit der Trump-Euphorie eine „gefährliche Lage“ am US-Aktienmarkt aufbauen, da amerikanische Aktien ohnehin hoch bewertet seien und der Wind am Anleihemarkt mit Trump drehe. „Bei Aktien laufen wir den Kursen und der euphorischen US-Stimmung nicht hinterher“, sagt Hussy. „Allerdings hat sich das Makrobild deutlich verbessert.“

Auf der Anleihenseite bleibt Sentix defensiv. Denn auch hier hat sich in den vergangenen Tagen durch die Wahl Trumps einiges verändert. Das Votum für die Bondmärkte sei eindeutig. „Schon in der regulären Umfrage haben wir einen klaren Impuls für eine Rückkehr der Inflationsgefahren messen können“, sagt Hübner. „Dieser wird weder durch die Wahl Trumps noch die politischen Unsicherheiten in Deutschland kleiner. Im Gegenteil! Ob Handelszölle oder steigende Staatsschulden, die Wahrscheinlichkeit für
ein Wiederaufflammen der Inflation ist größer geworden.“

Damit werde der Spielraum der Notenbanken, den aktuellen Zinssenkungstrend beizubehalten, kleiner werden. Zudem dürften sich die Zinskurven tendenziell steiler gestalten, so Sentix. „Dabei kommt der Druck in Zukunft aber wohl weniger vom sinkenden kurzfristigen Ende, sondern eher von steigenden langfristigen Zinssätzen.“ Für die Bondmärkte seien dies mit Ausnahme von Kurzläufern keine guten Aussichten. Und steigende Inflationsgefahren dürften den Fed-Kurs verändern und damit auch den US-Aktienmarkt belasten.

Weitere Verluste bei Bonds

Die veränderte Wahrnehmung von US-Treasuries durch die Investoren zeigt sich auch aktuell im strategischen Bias. Dieser ist nach den Angaben von Sentix in den vergangenen Wochen förmlich implodiert und um satte 26 Prozentpunkte eingesackt. „Die statistische Untersuchung vergleichbarer Ergebnisse stellt kurzfristig weitere Kursverluste für US-Bonds in Aussicht“, analysiert Hussy.

Auch in Euroland bekomme der Bondmarkt Probleme. Denn viel zu sehr habe sich die Inflationswahrnehmung eingetrübt. „Das hat Konsequenzen: Der Bias-Rückgang von 17 Prozentpunkten in den letzten vier Wochen sorgt statistisch für weitere Kursverluste im Bund-Future in den kommenden Wochen“, erklärt Hussy. „Dies bedeutet einen Stresstest für Bondanleger, aber auch für Aktieninvestoren.“ Schließlich bauten die Anleger auf billiges Geld und eine Notenbank, die expansiver werde,