Investoren sollten sich laut Société Générale auf Ende der Schuldenbremse einstellen
Société Générale erwartet Ende der Schuldenbremse
Anleger sollten auf den MDax setzen und sich bei US-Aktien breiter aufstellen – Finanzwerte empfohlen – Spanische Anleihen statt Bunds
wrü Frankfurt
Von Werner Rüppel, Frankfurt
In ihrem Marktausblick geht die Société Générale von einem Ende der Schuldenbremse nach den Wahlen aus. Investoren sollten den MDax gegenüber dem Dax bevorzugen und spanische Anleihen versus Bunds präferieren. Angesichts der hohen Bewertung der Mag7 rät Stratege Alain Bobozka, sich bei US-Aktien breiter aufzustellen.
„Wir empfehlen den Investoren, sich am US-Aktienmarkt breiter aufzustellen“, erklärte Alain Bokobza, Head of Global Asset Allocation and Equity Strategy bei der Société Générale im Rahmen eines Marktausblicks. Denn der US-Aktienmarkt weise eine sehr hohe Konzentration auf. „Und hohe Konzentration bedeutet Risiken“, erläuterte Bokobza. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Aktien der Magnificent 7 enorm hoch bewertet seien. So liege die PEG-Ratio (Price earnings to growth), die das Kurs-Gewinn-Verhältnis zum erwarteten Gewinnwachstum setzt, der Mag7 auf sehr hohem Niveau und weitaus höher als die anderer Sektoren oder Benchmark-Indizes. Die Frage sei, wie viel man bereit sei, für erwartetes Wachstum zu bezahlen.
„DeepSeek ist ein Gamechanger“, ist Bobozka überzeugt. Der Trend gehe bei KI weg von den Ausrüsterfirmen hin zu den Softwareunternehmen, welche KI umsetzten. So sei Microsoft bei der Umsetzung von KI agnostisch. Die Société Générale rät aber weiterhin am breiten US-Aktienmarkt engagiert zu bleiben und hat diesen auch auf globaler Ebene übergewichtet. So empfiehlt das Institut auch, im S&P 500 Equal Weight long zu gehen.
Deregulierung hilft Finanzwerten
Investoren sollten US-Finanzwerte übergewichten. Im Vergleich zum S&P 500 befänden sich die amerikanischen Finanzwerte auf einem 50-jährigen Tief. Trump stehe für Deregulierung im Finanzsektor. Die Einschränkungen, um Kredite auszureichen und Finanzgeschäfte zu tätigen, würden jetzt niedriger. Doch Bobozka ist nicht nur „bullish“ für US-Finanzwerte, auch in Europa rät er zu Finanztiteln. Denn diese seien außerordentlich niedrig bewertet. Und auch in Europa gehe der Trend in Richtung Deregulierung.
Weltweit würden sich die Gewinnmargen der Unternehmen kontinuierlich verbessern. Dies gelte übrigens auch für Europa. Eine eindrucksvolle Botschaft für Aktionäre seien die Maßnahmen der Unternehmen, um Wert zu schaffen. Denn sowohl die Aktienrückkäufe als auch die Dividenden seien in den vergangenen Jahren massiv gewachsen - und dies nicht allein in den USA, sondern auch in Europa.
Europa günstig bewertet
Den europäischen Aktienmarkt hat die Société Générale mit „neutral“ gewichtet. Denn Europas Aktien hätten sich zwar in den vergangenen Jahren weitaus schlechter als US-Titel entwickelt, doch seien die europäischen Märkte günstig bewertet. „Europa ist nicht da, wo Europa sein sollte. Denn Europa könnte sich sehr viel besser entwickeln“, sagte Bobozka. Die politische Unsicherheit sei derzeit besonders in Deutschland und in Frankreich sehr groß.
Aber die Rahmenbedingungen für die europäischen Aktienmärkte könnten sich bald deutlich verbessern. Ein wichtiges Datum seien dabei die Wahlen in Deutschland am 23. Februar. Die Unternehmen in Europa hätten ihre Hausaufgaben gemacht, was sich auch an den Credit Ratings zeige. Auch die Energiepreise, die in Europa hoch seien und belasteten, dürften bald fallen. Denn die USA unter Trump förderten günstige Energie. Und bald dürfte amerikanisches LNG-Erdgas auch die Preise in Europa und Deutschland drücken. Zudem sorge die wachsende US-Ölproduktion für einen niedrigen Ölpreis.
Nachholbedarf bei Infrastruktur
Deutschland habe einen enormen Nachholbedarf in Sachen Infrastruktur. Um diesen zu erfüllen, sei eine Ausweitung des deutschen Staatsdefizits um drei Prozentpunkte in Richtung 5% notwendig. „Die neue Regierung wird wahrscheinlich in diese Richtung gehen“, erklärte Bobozka. Deutschland könne seinen Zahlungsbilanzüberschuss für eigene Investitionen nutzen. Investitionen in die Infrastruktur würden sich langfristig lohnen und, anders als stetig wachsende Sozialausgaben, nicht zu einem langfristig höheren Staatsdefizit führen.
Der Stratege der Société Générale machte klar, dass die deutsche Schuldenbremse einen wesentlichen Grund für die Underperformance des europäischen Aktienmarkts darstellen dürfte. Die USA würden jedenfalls sehr viel mehr investieren. „Die deutschen Wahlen können ein Auslöser dafür sein, dass sich das ändert“, so Bobozka.
Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine habe der deutsche Mid-Cap-Index MDax um 40% schwächer entwickelt als der Blue-Chip-Index Dax. Dies sei auf den deutlichen Anstieg der Energiepreise infolge des Kriegs sowie auf die schwache deutsche Konjunktur zurückzuführen. Doch was würde passieren, wenn der Krieg in der Ukraine endet, fragt die Société Générale. Da sich darüber hinaus auch in Deutschland nach den Wahlen etwas tun dürfte, empfiehlt Bobozka, den MDax jetzt gegenüber dem Dax zu kaufen.
Aufgrund des erwarteten Endes der deutschen Schuldenbremse rät die Société Générale am Anleihemarkt dazu, spanische Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen überzugewichten. Auch sollten Investoren italienische Staatsanleihen gegenüber französischen OATs bevorzugen.
Dollar bleibt fest
Am Devisenmarkt geht Stratege Bobozka davon aus, dass der Dollar gefragt bleiben wird. Die USA müssten zwar ihr Doppeldefizit finanzieren, doch werde die amerikanische Notenbank Fed nicht aggressiv lockern. Daher würden die im Vergleich zu anderen Währungen relativ hohen US-Zinsen für eine starke US-Währung sprechen. Nur wenn die US-Renditen nicht weiter nach oben zeigten, könnte sich der Dollar-Index dann wieder ermäßigen.