Tech-Schwäche und hohe US-Renditen belasten den Dax
Deutlich abwärts geht es am Donnerstag mit den Kursen im deutschen Aktienhandel. Ein sehr schwacher Technologiesektor – der US-Index Nasdaq 100 büßte am Vortag 2,4% ein auf den tiefsten Stand seit Anfang Juni – und die hartnäckig an der Fünf-Prozent-Marke verharrende Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen lösen bei den Anlegern Unbehagen aus. Zum Mittag büßte der Leitindex Dax 1,2% auf 14.716 Punkte ein. Damit näherte sich das Börsenbarometer wieder dem Tief vom Montag bei 14.630 Zählern, das der niedrigste Kurs seit Mitte März war. Ein Rückfall unter dieses Tief könnte den Abwärtsdruck nach Aussage von Analysten noch erhöhen. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen verlor 0,8% auf 23.836 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,9% auf 4.036 Zähler nach unten.
Akzente setzt am vorletzten Handelstag der Woche erneut die Saison der Quartalsbilanzen, bevor am Nachmittag die Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Marktbeobachter gehen mehrheitlich davon aus, dass es nach zuletzt zehn Zinserhöhungen an diesem Donnerstag zu keiner weiteren Anhebung kommt. Der Inflationsdruck lässt inzwischen nach, die Konjunktur schwächelt.
Mit Blick auf die Einzeltitel im Dax fielen Mercedes-Benz auf mit einem Abschlag von 5,3% auf 58,16 Euro. Die Stuttgarter werden wegen harter Konkurrenz im Autogeschäft vorsichtiger mit der Prognose für das Gesamtjahr. Papiere von Rheinmetall legten dagegen um 2,8% auf 274,10 Euro zu, der Industriekonzern profitierte erneut vom Geschäft mit Waffen und Munition.
Die Aktien von Siemens Energy stürzten stark ab. Sie fielen erstmals seit dem Börsengang vor drei Jahren unter 10 Euro, und zwar deutlich: Der Verlust betrug zuletzt 29,8% auf 7,47 Euro. Auslöser war ein Bericht der "Wirtschaftswoche" über Verhandlungen mit dem Bund über Milliardenbürgschaften für das Energietechnikunternehmen.
Schlechte Nachrichten gab es aus der Chip-Branche: Im MDax der mittelgroßen Titel fielen Aixtron um 1,3% auf 28,85 Euro. Der Ausrüster für die Chip-Branche blieb im dritten Quartal mit der Profitabilität hinter den Erwartungen zurück. Eine vorsichtigere Jahresprognose von Süss Microtec für das Geschäftsjahr ließ den Kurs des Chip-Zulieferers sogar um 12,3% auf 16,66 Euro einbrechen.
Trotz vorsichtiger Aussagen von Wacker Chemie zum laufenden Jahr stieg der Kurs des Chemiekonzerns um 0,6% auf 110,60 Euro. Siltronic legten um knapp 4,1% auf 81,20 Euro zu, angetrieben von positiven Aussagen zur Profitabilität. Beim Logistikdienstleister Kion enttäuschte im dritten Quartal der Nettogewinn, der Kurs fiel um 3,7% auf 31,37 Euro.
Nach laut Händlern enttäuschenden Kundenzahlen von Hellofresh im dritten Quartal sackte der Kurs des Versenders von Kochboxen um 11,2% auf 21,62 Euro ab. Beim Elektronikhändler Ceconomy liefen die Geschäfte dagegen zuletzt besser als erwartet, mit dem Kurs ging es um 2,5% auf 1,90 Euro nach oben.
Ein Anstieg der US-Lagerbestände an Rohöl und ein fester Dollar haben am Donnerstagmittag den Ölpreis gedrückt. Die Sorte Brent Crude ermäßigte sich um 0,7% auf 89,50 Dollar. Die führende US-Sorte West Texas Intermediate gab um 0,8% auf 84,71 Dollar nach.
Die japanische Währung fiel auf ein Jahrestief von 150,78 Yen je Dollar. Sie befindet sich damit in unmittelbarerer Nähe des 32-Jahres-Tief von 151,94 Yen. Erwartet werden nun Interventionen der Bank of Japan und des Finanzministeriums. Finanzminister Shunichi Suzuki sagte bereits, die japanische Regierung habe die Situation im Blick. Der Euro gab leicht um 0,2% auf 1,0545 Dollar nach. Händler führen die Stärke des Dollars auf die weiter steigenden US-Renditen zurück. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries war am Montag kurzzeitig über die Marke von 5% geklettert. Am Donnerstagmittag stand sie bei 4,9466%.