Finanzmärkte

Zoll-Sorgen lassen Dax einbrechen

Die Angst vor einem umfassenden Handelskrieg hat Anleger am Montag in die Flucht geschlagen. Der Dax gab deutlich nach. Besonders Autobauer standen unter Druck. Doch auch Kryptowährungen mussten Verluste hinnehmen.

Zoll-Sorgen lassen Dax einbrechen

Finanzmärkte

Zoll-Sorgen lassen Dax einbrechen

Auto-Titel unter den größten Verlierern – Anleger flüchten in Bundesanleihen

tom/kjo Frankfurt

Nicht nur der Monat hat gewechselt, auch die Stimmung am Aktienmarkt hat sich rasant gedreht. Nach dem Rekordlauf der vergangenen Wochen mit einem Plus von mehr als 9% ist der Dax mit einem deutlichen Minus von 1,4% auf 21.428 Zähler in den Februar gestartet. Ausschlaggebend für die Turbulenzen waren die von US-Präsident Donald Trump am Wochenende verhängten Zölle auf Waren aus China, Kanada und Mexiko. Auch wenn die EU zunächst noch nicht direkt von Zöllen betroffen ist, reichten die Schockwellen doch, um die Euphorie der Anleger an den Aktienmärkten vorerst auszubremsen. Am Freitag erst hatte der deutsche Leitindex ein Allzeithoch bei 21.800 Punkten markiert. Das ist nun vorerst aus dem Blick geraten.

Trumps Zölle gaben der Angst vor einem umfassenden Handelskrieg neue Nahrung. Dabei zogen sich die Zolldrohungen des amerikanischen Präsidenten bereits durch seinen gesamten Wahlkampf. Anleger waren zuletzt dennoch überwiegend der Hoffnung erlegen, dass es bei reinen Drohungen bleiben könnte. Diese Illusion ist nun vorbei. „Viele Marktteilnehmer hatten bei US-Präsident Donald Trump auf eine Einsicht gehofft und wurden nun bitterlich enttäuscht“, sagte der Marktbeobachter Christian Henke vom Broker IG. Zu der Angst vor einem Handelskrieg kommt zudem die Sorge, dass die Zölle die Inflation in den USA wieder anheizen und damit Zinssenkungshoffnungen zunichte machen könnten.

Auto-Titel unter Druck

Bei den Einzeltiteln machten sich die neuen Zollsorgen besonders im Auto-Sektor bemerkbar. Das traf etwa Volkswagen. Das Unternehmen betreibt ein großes Werk in Mexiko und dürfte damit direkt von den Zöllen betroffen sein. Die Aktie der Wolfsburger verlor über 4% und zählte damit zu den größten Verlierern im Leitindex. Daimler Truck traf es mit einem Abschlag von fast 3% ähnlich stark.

Unter Druck standen auch die Titel der Porsche AG. Bei dem Sportwagenbauer bewegte die Anleger neben den Zollsorgen auch der geplante Vorstandsumbau. Das Unternehmen will mit Finanzvorstand Lutz Meschke und Vertriebsvorstand Detlev von Platen gleich zwei Spitzenmanager loswerden. Experten sehen darin die Chance auf einen Neuanfang. Die US-Zölle sorgten letztlich aber dennoch für ein kräftiges Minus bei den Porsche-Vorzügen.

Die Zahl der Gewinner war dagegen übersichtlich: Im Dax setzten die Papiere von Rheinmetall ihren Rekordlauf mit einem weiteren Anstieg fort. Auch Hensoldt verzeichneten im MDax einen Kursaufschlag. Im SDax waren Atoss nach einer Kaufempfehlung durch Hauck & Aufhäuser der größte Gewinner.

Flucht in Anleihen

Das Spiegelbild der Entwicklung an den Märkten für risikobehaftete Assets zeigte sich an den Anleihemärkten. Die Anleger flüchteten in sichere Häfen, wozu auch die Bundesanleihen zählen. Im Ergebnis kam es zu deutlicheren Renditerücksetzern. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel bis auf ein Tagestief von 2,38% nach 2,46% am vergangenen Freitag. Abends bewegte sie sich ebenfalls in der Region des Tagestiefs. Bei den zweijährigen Bundestiteln ging es bis auf 2,02% herunter, die Marke von 2% kam damit zum Greifen nah. Am vergangenen Freitag rentierte das zweijährige Bundespapier noch mit 2,12%. Abends waren es um die 2,03%. Bei den 30-jährigen Bundespapieren waren es im Tagestief 2,63% nach 2,72% am vorigen Freitag. Das Niveau des Tagestiefs wurde auch noch abends gesehen. Auch die US-Staatsanleihen waren gefragt. Die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries ging auf 4,50% zurück nach 4,57% am vorigen Freitag. Am Primärmarkt für europäische Anleihen gingen die Anleger angesichts der Unsicherheiten erstmal in die Defensive. Marktakteure stellen sich darauf ein, dass die Zurückhaltung bei Bond-Emissionen anhält, wenn die Sorgen um die US-Zollpolitik in den kommenden Tagen weitere Nahrung erhalten. An den Devisenmärkten erhielt der Dollar weiter Aufwind und näherte sich der Parität.

Für einen Euro mussten zeitweise nur noch 1,0212 Dollar bezahlt werden. Abends kostete der Euro 1,0245 Dollar (-1,1%).

Unter Druck gerieten am Montag auch Kryptowährungen. Bitcoin verlor über 6% auf 95.862 Dollar, Ethereum brach sogar um mehr als 20% ein. Damit steuerte die nach dem Bitcoin zweitwichtigste Cyber-Devise auf den größten Tagesverlust seit dem Börsen-Crash vom März 2020 zu. Auch Gold verbilligte sich am Montag etwas auf 2.797 Dollar je Feinunze, nachdem es am Freitag noch ein Rekordhoch markiert hatte. Sollte es wegen der Zölle zu einem ausgewachsenen Handelskrieg kommen, werde Gold als „sicherer Anlagehafen“ seine Rally aber sicher wieder aufnehmen, schrieben die Experten von J.P. Morgan.