Im GesprächDavid Page, Axa Investment Managers

„Das US-Wachstum dürfte sich 2026 deutlich abschwächen“

David Page rechnet damit, dass die geplanten Strafzölle der Trump-Regierung zum Inflationstreiber werden. Der Leiter des Makro-Research von Axa IM sieht damit wenig Spielraum für neue Fed-Zinssenkungen.

„Das US-Wachstum dürfte sich 2026 deutlich abschwächen“

Im Gespräch: David Page

„US-Wachstum dürfte sich 2026 deutlich abschwächen“

Makro-Stratege von Axa Investment Managers erwartet Konjunkturhemmnisse durch Trump – Fed-Spielraum für neue Zinssenkungen stark eingeschränkt

Von Alex Wehnert, New York

Donald Trumps geplante Strafzölle gegen US-Handelspartner bereiten Ökonomen zunehmend Sorge. „Die neue US-Regierung dürfte recht schnell nach der Übernahme ihrer Amtsgeschäfte wachstumshemmende Maßnahmen einführen“, sagt David Page, Leiter des Makro-Research bei Axa Investment Managers, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Für das laufende Jahr sei angesichts gelockerter finanzieller Rahmenbedingungen mit einem Zuwachs des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts um 2,3% zu rechnen. „Das Wirtschaftswachstum dürfte sich im Jahr 2026 allerdings deutlich abschwächen“, wendet Page ein. Voraussichtlich werde es nur noch bei 1,5% liegen und im zweiten Halbjahr annualisiert einen noch schwächeren Wert erreichen.

Der Makro-Stratege räumt ein, dass vor der Amtseinführung Trumps noch viel Unsicherheit bestehe. So könnten eine geplante staatliche Effizienzoffensive oder eine umfassende Deregulierung durchaus unerwartet positive Wachstumsimpulse liefern. Dagegen fielen die Aussichten hinsichtlich der Preisentwicklung klarer aus. „Die Kombination aus einer steigenden Nachfrage und gleichzeitigen Angebotseinschränkungen dürfte aller Voraussicht nach zu einem Anstieg der Inflation führen“, betont Page.

Donald Trumps Strafzoll-Pläne sorgen für wirtschaftliche Verunsicherung. Foto: picture alliance / empics | Aaron Chown.

Dabei verweist er auch auf Prognosen des amerikanischen Peterson Institute for International Economics. Dieses schätzt, dass die Inflation 2025 um bis zu sieben Prozentpunkte steigen könnte, sollte Trump seine protektionistischen Wahlversprechen vollständig umsetzen. Der designierte Präsident hat Zölle von 25% auf Einfuhren aus Mexiko und Kanada sowie zusätzliche Maßnahmen gegen China angekündigt – die „Tariffs“ auf Güter aus der Volksrepublik sollten auf bis zu 60% steigen. Auch die Europäische Union befürchtet Strafmaßnahmen der USA unter dem Republikaner.

Risiken neu gewichtet

Axa Investment Managers erwartet zwar nicht, dass Trump seine angekündigten Maßnahmen vollumfänglich umsetzt. Zudem werde der starke Dollar die Inflation abmildern, während ein gesteigertes Angebot an Öl und Gas zu sinkenden Energiepreisen führen werde. Doch bestünden um die protektionistische Strategie Trumps eben Unwägbarkeiten. Für 2025 sei mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2,8% zu rechnen, im kommenden Jahr stehe dann voraussichtlich ein Anstieg auf 3,2% an.

Die Hoffnungen auf neuerliche Fed-Zinssenkungen haben sich zuletzt eingetrübt. Foto: picture alliance / Anadolu | Celal Gunes.

„Diese Entwicklungen dürften den Handlungsspielraum der Fed für geldpolitische Lockerungen stark einschränken“, betont Page. Gerade die zu Beginn des Senkungszyklus im September gestellten Prognosen, gemäß denen das obere Ende des Leitzinskorridors bis Ende 2025 auf 3,5% und bis Ende 2026 auf 3% sinken werde, seien angesichts der Inflationsentwicklung schwierig erreichbar. Mit ihrem aggressiven Zinsschnitt um 50 Basispunkte habe die US-Notenbank im Spätsommer die Risiken neu gewichtet und zugunsten der Konjunktur und des Arbeitsmarktes einen mittelfristigen Anstieg der Teuerung über ihre Zielmarken in Kauf genommen. Nun verändere sich das politische Umfeld jedoch, sodass die Währungshüter die Zinsen 2025 wohl nur einmal senken würden – im März sei mit einem Schnitt auf 4,25% zu rechnen.

„Die jüngsten Daten stellen jedoch selbst eine solche Lockerung in Frage“, sagt Page. Im weiteren Verlauf werde die Fed ihre Inflationsprognosen aufgrund von Angebotsschocks vermutlich nach oben korrigieren müssen, womit neuerliche Zinssenkungen in weitere Ferne rückten – es sei denn, Trumps Politik führe zu erheblichen Verwerfungen an den Finanzmärkten. Ein Leitzins von 3,5% sei nicht vor Ende 2026 zu erwarten.

Unabhängigkeit der Fed im Zweifel

Dass Trump sich das Recht zusichern wolle, geldpolitische Maßnahmen der Fed zu kommentieren, rufe indes Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit der Notenbank wach. An den Finanzmärkten rücken derweil die fiskalpolitischen Pläne des neuen Präsidenten in den Fokus. Da Investoren erwarten, dass sich das US-Haushaltsdefizit und damit die Schuldenquote unter Trump noch bedeutend ausweiten, sind die Treasury-Renditen in längeren Laufzeiten in den vergangenen Monaten in die Höhe geschnellt. Die resultierende Versteilerung der Zinskurve führe dazu, dass die finanziellen Bedingungen insgesamt so restriktiv seien wie zuletzt im April 2024, als eine höhere Inflation den damals erhofften Lockerungskurs der Fed gefährdete.

Immobilienmarkt unter Druck

„Bei den Hypothekenzinsen ist ein weiterer Anstieg zu erwarten“, prognostiziert Page. Bei 30-jährigen Festzinshypotheken würden im Schnitt bereits wieder über 7% fällig, nachdem es im September noch knapp mehr als 6,5% waren. „Das hat bereits Auswirkungen auf die Hypothekenanträge, die seit Anfang Dezember konstant zurückgehen, sowie auf die allgemeine Aktivität am Immobilienmarkt“, sagt der Makro-Stratege. Zudem dürften die hartnäckig hohen Leitzinsen Bankkredite insbesondere für mittelständische Unternehmen verteuern. Am Corporate-Bond-Markt blieben die Spreads zwar eng, doch die unsicheren ökonomischen Rahmenbedingungen dürften nun auch die Bereitschaft großer Unternehmen zur Neuverschuldung dämpfen. Dies ziehe wiederum konjunkturelle Beeinträchtigungen nach sich.

David Page rechnet damit, dass die geplanten Strafzölle der neuen Regierung in Washington zum Inflationstreiber und Hemmnis des Wirtschaftswachstums werden. Der Leiter des Makro-Research von Axa Investment Managers sieht damit wenig Spielraum für neue Zinssenkungen der Federal Reserve.