Mega-Fusion von Vonovia und Deutsche Wohnen
ab Köln
Paukenschlag am deutschen Wohnungsmarkt: Nummer 1 und 2, Vonovia und Deutsche Wohnen (DW), wollen sich zusammenschließen. Es wäre der bislang größte Deal auf dem europäischen Immobilienmarkt. Mit mehr als 500 000 Mietwohnungen entstünde der mit Abstand größte Vermieter der Bundesrepublik. Vonovia bietet den Aktionären des Rivalen 52 Euro je Aktie, wie die Fusionspartner mitteilten. Bevor das Angebot Mitte Juni offiziell auf den Tisch kommt, erhalten die DW-Aktionäre die Dividende für 2020 von 1,03 Euro je Aktie.
Zusammengenommen wird das Eigenkapital der Deutsche Wohnen damit mit 18 Mrd. Euro bewertet. Das entspricht einer Prämie auf den Schlusskurs von Freitag von 18 %. Inklusive der zu übernehmenden Schulden ist von einem Transaktionsvolumen von 28,4 Mrd. Euro die Rede. Die Brückenfinanzierung beläuft sich auf 22 Mrd. Euro, sie soll auch mit einer Kapitalerhöhung abgelöst werden. Die für das zweite Halbjahr angekündigte Bezugsrechtsemission soll ein Volumen von bis zu 8 Mrd. Euro haben. Daneben sollen nach den Angaben am Bondmarkt 6 bis 8 Mrd. Euro eingesammelt werden, zudem sind Portfolioverkäufe angedacht.
An der Börse rief der Plan der beiden Dax-Werte ein geteiltes Echo hervor. Deutsche Wohnen gewannen 15,7 %, Vonovia gaben 6,1 % nach.
Den ersten Anlauf zur Übernahme hatte Vonovia 2015 unternommen, war aber am Widerstand des DW-Managements wie auch der Investoren des auf Berlin fokussierten Unternehmens gescheitert. Damals hatten die Bochumer allerdings auch eine feindliche Offerte lanciert. Gut fünf Jahre später hat sich das Marktumfeld komplett verändert, die Wohnimmobilienkonzerne geraten zunehmend unter Druck. Vorstand und Aufsichtsrat der Deutsche Wohnen unterstützen von daher den Vorstoß.
Den Weg für den Zusammenschluss geebnet haben die wachsenden regulatorischen Vorgaben, allen voran in Berlin. Dort liegen über 70 % des Wohnungsbestands der Deutsche Wohnen, bei Vonovia sind es vergleichbar nur 10 %. Zwar hatte das Bundesverfassungsgericht den vom Berliner Senat installierten Mietendeckel Mitte April gekippt, die aufgeheizte Stimmung hat das aber eher noch angestachelt.
Von daher gehen Vonovia und Deutsche Wohnen in ihrem Vorstoß auch auf die Politik zu. Die Unternehmen haben sich freiwillig verpflichtet, die Bestandsmieten in Berlin in den kommenden drei Jahren um höchstens 1 % p.a. zu erhöhen. In den Jahren 2025 und 2026 soll die Mietsteigerung auf den Inflationsausgleich begrenzt werden.
Obendrein wird dem Land der Kauf eines 20 000 Wohnungen umfassenden Portfolios angeboten. Mit diesen Zugeständnissen will Berlin den eigenen Einfluss auf den Mietspiegel erhöhen, wie der Regierende Bürgermeister Michael Müller vor der Presse ausführte. Zudem haben sich die Unternehmen auf den Neubau von 13000 Wohnungen in Berlin verpflichtet, davon mindestens ein Drittel Sozialwohnungen.
Nebenstehender Kommentar
Schwerpunkt Seite 9
Personen Seite 12