LeitartikelMärkte im Höhenflug

Aktien starten mit Hilfe der Notenbanken durch

Die Aktienmärkte haussieren dank steigender Unternehmensgewinne und der Zinssenkungen durch die Götter der Märkte, durch Christine Lagarde und Jerome Powell. Die Hausse dürfte sich fortsetzen, doch bleibt ein Sieg Donald Trumps bei der US-Wahl ein Risiko.

Aktien starten mit Hilfe der Notenbanken durch

Aktien im Höhenflug

Mit Hilfe der Notenbanken

Von Werner Rüppel

Steigende Gewinne und die Zinssenkungen der Notenbanken treiben die Aktienmärkte. Ein Risiko bleibt ein Sieg Trumps.

Die Aktienmärkte sind im Höhenflug und beinahe täglich werden neue Hochs erreicht. So hat der Dax seit Jahresbeginn mehr als 16% und binnen Jahresfrist knapp 30% auf rund 19.500 Punkte zugelegt. Und der marktbreite US-Aktienindex S&P 500 ist in diesem Jahr um rund 22% und binnen Jahresfrist um mehr als 30% geklettert. An der Börse gibt es also wieder gutes Geld zu verdienen. Zurück bleibt nur der MDax mit einem mageren Plus von 8% auf Jahressicht. Dies liegt aber an der schwachen Entwicklung der deutschen Wirtschaft, während die Dax-Unternehmen doch wesentlich internationaler ausgerichtet sind als die MDax-Titel.

Die Gründe für die Hausse sind leicht ausgemacht. Zum einen ist die Inflation nach schweren Monaten mit einer ausufernden Teuerung weitgehend im Griff, wobei dies diesseits und jenseits des Atlantiks gilt. Dies erlaubt es den Notenbankern der EZB und der Federal Reserve, die Leitzinsen wieder nach unten zu schleusen. Zinssenkungen mindern die Finanzierungskosten für Unternehmen und erhöhen zudem die Attraktivität der Aktienanlage im relativen Vergleich. Daher treiben sie die Kurse. Insofern klettern die Aktienkurse, salopp gesprochen, dank der Hilfe von EZB-Präsidentin Christine Lagarde und US-Notenbankpräsident Jerome Powell. Wobei nicht zuletzt auch die Fed mit ihrer klaren Zinssenkung von einem halben Prozentpunkt gezeigt hat, wohin die Reise geht: deutlich nach unten.

Die Gewinne steigen deutlich

Dass die Notenbanken jetzt so richtig den Zinsturbo angeworfen haben und dass auch China vor dem Hintergrund eines schwachen Wachstums lockert, ist aber nur eine Seite der Medaille. Die andere ist eine „sensationell gut laufende“ US-Konjunktur, wie es der Vermögensverwalter Georg von Wallwitz formuliert, und dadurch deutlich steigende Unternehmensgewinne. Dies gilt insbesondere für den Technologiesektor, in dem die Erträge dank Digitalisierung, Cloud und KI besonders stark wachsen. Doch klettern auch die Erträge in anderen Branchen. Ausnahmen bestätigen die Regel: Dies gilt natürlich nicht für die deutsche Autoindustrie, die gerade abschmiert. Der Dax wird aber zum Glück angeführt von den im deutschen Leitindex hoch gewichteten Technologiewerten SAP und Siemens. Dank dieser international erfolgreichen Firmen klettert der Dax stetig, auch wenn die heimische Wirtschaft schwächelt.

Die Hausse an den Aktienmärkten ist also gut fundiert. Doch fragen sich Investoren natürlich, wie es jetzt weitergeht. Da gibt es mit der Anfang November bevorstehenden US-Wahl und den zunehmenden geopolitischen Unsicherheiten, insbesondere in Nahost, zwei große Risiken, die nicht zu vernachlässigen sind. Zudem kommt es bei jeder Aufwärtsbewegung zu zwischenzeitlichen Korrekturen. Das ist aber völlig normal und stellt den Aufwärtstrend nicht grundsätzlich infrage.

Bezüglich der US-Wahl hat Union Investment gerade in einer ausführlichen Analyse dargelegt, dass ein Sieg Donald Trumps langfristig eine Belastung für die Aktienmärkte sein dürfte, während unter Kamala Harris Aktien von einem stärkeren Wirtschaftswachstum profitieren sollten. Die Eskalation in Nahost birgt zweifelsohne Gefahren. Doch werden die USA alles daransetzen, dass der Konflikt regional begrenzt bleibt und insofern die Folgen für die Weltwirtschaft nicht so hoch sein werden.

Durchstarten, wenn Harris gewinnt

Die gute Botschaft für Aktienanleger umfasst nun drei Aspekte: Erstens beginnt spätestens ab November die gute Zeit für Aktien im Jahreslauf mit der traditionellen Rally vor Weihnachten. Zweitens dürften die Unternehmensgewinne weltweit weiter zulegen. So geht zum Beispiel die DZ Bank für 2025 und 2026 von deutlich steigenden Erträgen im Dax aus. Und drittens werden Jerome Powell und Christine Lagarde, jetzt, da die Inflation besiegt ist, die Leitzinsen weiter senken.

Bleibt das Risiko der US-Wahl. Falls Harris die Wahl gewinnt, wird einiges an Unsicherheit wegfallen und es bestehen gute Chancen, dass die Aktienmärkte bis Jahresende regelrecht durchstarten. Falls Trump gewinnt, wird es schwieriger. Denn höhere Zölle und Protektionismus waren nie gut für Aktien.

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