Energiekrise und EZB halten den Pessimismus im Markt
Am Vortag noch stabilisiert, zeigt sich der Dax am Mittwoch schon wieder von seiner schwächeren Seite. Vor der erwarteten Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag sind die Anleger unruhig. Laut den Börsen-Experten von Index Radar dürfte sich bis dahin kaum ein Käufer aus dem Fenster lehnen.
Der deutsche Leitindex verlor gegen Mittag 0,51% auf 12.805 Punkte. Das jüngste Zwischentief bei 12.603 Punkten aus der Vorwoche bleibt im Fokus. Danach würde das Jahrestief bei 12.391 Punkten von Anfang Juli in die Nähe rücken. Der MDax der mittelgroßen Werte sank zur Wochenmitte um 0,49% auf 24.763 Zähler und auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stand ein halbes Prozent tiefer.
Damoklesschwert Energiekrise
„Die Energiekrise wirft angesichts explodierender Gaspreise ihre dunklen Schatten auf die Finanzmärkte“, schrieb Analyst Christian Henke vom Handelshaus IG. Der Höhepunkt der Inflation in der Eurozone scheine noch nicht erreicht und der Mix aus hoher Teuerungsrate und steigenden Zinsen lasse die Konsumnachfrage einbrechen. Laut Henke ist eine Rezession kaum noch zu vermeiden.
Marktbeobachter gehen davon aus, dass die EZB am Donnerstag mit einer Zinsanhebung von 0,75 Prozentpunkten auf die hohe Inflation reagieren wird. Die EZB sei zum Handeln gezwungen, mit zögerlichen Zinsschritten sei die enorme Preissteigerung nicht in den Griff zu bekommen, so der IG-Experte.
Im Dax schnellten RWE am Mittwoch um 8,8% hoch nach einem Pressebericht, wonach die EU eine Preisobergrenze plant für Strom, der nicht mit Gas erzeugt wird. Diese Nachricht bescherte auch dem Solar- und Windparkbetreiber Encavis Kursgewinne von mehr als 9%. Eon schlugen sich mit plus 1,4% ebenfalls recht gut, während es für den von Gaslieferungen besonders abhängigen Uniper-Konzern um weitere 4,9% bergab ging.
Deutsche Bank verliert
Deutsche Bank verloren am Dax-Ende 3,4%. Laut Vorstandschef Christian Sewing kommt es in den nächsten Monaten zu Kreditausfällen in der Branche, jedoch seien diese verkraftbar. Sewing fordert angesichts der extrem hohen Inflation ein entschlossenes Gegensteuern der Geldpolitik. Allianz SE sanken nach einer Abstufung durch Morgan Stanley um 1,8%.
Um 5,2% nach unten ging es zudem für die Anteile des Energietechnikkonzerns Siemens Energy, der für die geplante vollständige Übernahme seiner Windkrafttochter Gamesa den Kapitalmarkt mit einer Wandelanleihe angezapft hat.
Mehr als 12% gewannen dagegen die Aktien des Kohlenstoffspezialisten SGL Carbon nach einer Anhebung des Ausblicks. Die Titel werden ab 19. September wieder im Kleinwerteindex SDax notiert sein.