Aussicht auf russische Gaslieferungen euphorisiert Europas Anleger
xaw/ck Frankfurt
Die Aussicht auf eine planmäßige Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen hat Europas Anleger am Dienstag euphorisiert. Der Dax schloss mit einem Plus von 2,7% bei 13308 Zählern. Gemäß Berichten der Nachrichtenagentur Reuters, die sich auf zwei mit den Exportplänen vertraute Quellen berief, will Russland die Ausfuhren über die Pipeline Nord Stream1 nach Abschluss der Wartungsarbeiten am Donnerstag wieder aufnehmen.
Zuletzt hatten noch Spekulationen darüber die Runde gemacht, dass Russland die Gaslieferungen als Vergeltung für Sanktionen westlicher Staaten im Zuge des Ukraine-Kriegs vollständig stoppen könnte. Laut Ökonomen würde die resultierende Energieknappheit Europa in eine Rezession stürzen. Die EU-Kommission will dazu am Mittwoch einen Gasnotfallplan vorstellen. Laut Medienberichten plant Brüssel, die Mitgliedstaaten im Notfall dazu zu zwingen, mehr Gas einzusparen.
Der Erdgaspreis am niederländischen Handelspunkt TTF fiel am Dienstag bis zum Abend um 2,6% auf 155 Euro pro Megawattstunde. Dass sich unter den Anlegern vorerst Erleichterung ausbreitete, war auch an den Kursen mehrerer Einzelwerte abzulesen. So legten Uniper um 10,1% auf 10,40 Euro zu – seit der russische Staatskonzern Gazprom die Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 Mitte Juni gedrosselt hatte, muss Uniper Gas am Spotmarkt zu hohen Preisen nachkaufen, um die eigenen Vertragsverpflichtungen erfüllen zu können.
Nachbörslich zogen Uniper auf der Handelsplattform Tradegate weiter an, nachdem Berichte kursierten, gemäß denen ein Rettungspaket für den strauchelnden Energiekonzern so gut wie geschnürt sei. Die Vereinbarung mit der Bundesregierung könnte laut Insidern in den kommenden Tagen abgeschlossen werden. Deutschland erwäge, mehr als 5 Mrd. Euro in Uniper zu investieren, das Gesamtengagement solle wohl weniger als 10 Mrd. Euro betragen.
Ob die insgesamt bessere Stimmung unter Europas Anlegern anhält, hängt laut Analysten unterdessen auch von der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag ab. Die Spekulation auf einen großen Zinsschritt in Reaktion auf die hohe Inflation beflügelte am Dienstag den Euro.
Wie fragil das Investorensentiment ist, zeigt unterdessen die jüngste globale Fondsmanagerumfrage der Bank of America. Im Befragungszeitraum vom 8. bis 15. Juli schätzten die Teilnehmer die Aussichten für das globale Wachstum und die Unternehmensergebnisse so skeptisch ein wie noch nie seit Beginn der Erhebung im Jahr 1995.
Berichte Seiten 13 und 20
MARKTDATEN | ||
19.7. | Vortag | |
Dax | 13308,41 | 2,69% |
Euro Stoxx 50 | 3587,44 | 2,15% |
S&P 500 (20h) | 3923,85 | 2,43% |
1 Euro in Dollar (20h) | 1,0233 | 1,0141 |
Gold in Dollar (20h) | 1710,87 | 1709,01 |
Öl/Sep. in Dollar (20h) | 107,33 | 106,27 |
Bundrendite 10 J. | 1,28 | 1,20 |
US-Rendite 10 J. | 3,03 | 2,99 |
3-M.-Euribor | 0,042 | 0,042 |
Quelle: Refinitiv |